21. Stromausfälle und andere Katastrophen

Hallo, mein Name ist Daniela und ich freue mich, dass du wieder beim German with Stories Podcast dabei bist.  Ich nehme diese Folge in Lima, Peru auf. Falls du mir schon länger folgst, weißt du vielleicht, dass ich eine Weile in Lima gewohnt habe und auch den sehr langen Corona-Lockdown von 2020 hier verbracht habe. Aber darum geht es heute nicht.

Ich bin gestern in Lima angekommen, nachdem ich zwei Monate in Buenos Aires war. Ich liebe Buenos Aires und Argentinien, aber die letzte Woche war wirklich nervig. Warum? Nun, ich hatte ungefähr die Hälfte der Zeit keinen Strom und damit natürlich auch kein Internet. Ich kenne Stromausfälle in Lateinamerika. Passiert gerne, wenn es regnet. In Buenos Aires gab es allerdings einen allgemeinen und einen spezifischen Grund.

Allgemein ist es so, dass es in Buenos Aires unglaublich viele Klimaanlagen gibt. In Deutschland sind Klimaanlagen in Privatwohnungen bis heute unüblich. Natürlich hat Buenos Aires ein wärmeres Klima als Deutschland, aber man kann es nicht mit der Hitze in Paraguay oder Yukatan, Mexiko vergleichen. Ich benutze in Buenos Aires sehr selten die Klimaanlage. Auch deshalb, weil ich sie nicht mag. Meine ersten Erfahrungen mit Klimaanlagen hatte ich vor sehr langer Zeit in Miami, Florida. Nach einem Tag Einkaufsbummel war ich erkältet, weil es in den Geschäften eiskalt war. Die Argentinier sind nicht ganz so extrem, aber sie schalten ihre Klimaanlage fast schon automatisch an, wenn sie zu Hause sind und die Temperaturen um die 30°C liegen. In Deutschland wäre das unglaublich teuer, aber in Argentinien sind Energie, Wasser und viele andere Sachen staatlich so stark subventioniert, dass es spottbillig ist.

Leider ist die Infrastruktur nicht die beste und als Folge crasht das System im Sommer gerne, besonders in Stadtteilen mit vielen älteren Gebäuden. Das wissen die Porteños – so nennt man die Einwohner von Buenos Aires – aber trotzdem nutzen sie ihre Klimaanlagen auch dann, wenn es meiner bescheidenen Meinung nach nicht notwendig wäre. Ich mag meine Latinos ja sehr, aber manchmal verstehe ich sie nicht so wirklich.

Als spezielles Problem kam in meiner letzten Woche in Buenos Aires hinzu, dass es einen Brand in einem Elektrizitätswerk gab und als Folge diverse Verteilstationen nicht mehr oder nicht mehr richtig funktionierten. Ich bin keine Elektrikerin und habe keine Ahnung von solchen Sachen. Ich habe nur gemerkt, dass ich innerhalb von einer Woche einmal 24 Stunden, einmal 10 Stunden, zweimal sechs Stunden und mehrere Male über kürzere Zeit keinen Strom hatte. Natürlich bin ich jedes Mal in ein Café gegangen und habe dort eine Weile gearbeitet, aber für so extrem lange Zeiträume ist das keine Lösung.

Zum Glück mache ich heute nicht mehr viel 1:1-Unterricht. Früher war das echt ein Problem. Egal, ob nun der Strom ausfiel oder nur das Internet nicht funktionierte. Oder zu langsam war. Ich kann mich an Februar 2020 erinnern, als ich in Guatemala ankam und dort feststellte, dass das Wifi in meinem Airbnb viel zu langsam für Videokonferenzen war. Interessanterweise war es ausgerechnet in Guatemala damals schon möglich, ein großes Datenpaket für eine prepaid-SIM zu kaufen, aber ein Handy stundenlang als Hotspot zu benutzen ist auch nicht optimal. Deswegen bin ich in einen Coworking Space gegangen. Was allerdings auch nicht super ist. Es gibt zwar Telefonkabinen für Videoanrufe, aber die soll man eigentlich nicht stundenlang besetzen und bequem war es auch nicht. Kurz und gut, ich bin heute noch froh, dass ich meinem Bauchgefühl gefolgt war und am 14.03.2020 spontan einen ziemlich teuren Flug von Guatemala nach Peru gebucht hatte. Einen Tag später schloss Peru seine Grenzen und öffnete sie erst im Oktober wieder. In Guatemala war nicht nur das Internet ein Problem, sondern auch die Tatsache, dass ich niemanden kannte, während ich in Lima Freunde hatte und habe. Damit sind wir doch wieder bei der Pandemie gelandet, aber der Titel dieser Podcast-Folge heißt ja „Stromausfälle und andere Katastrophen“. Von daher ist es wohl okay.

Nun gut, jetzt bin ich wieder in Lima. Hier gibt es normalerweise keine Stromausfälle und Klimaanlagen in Privathäusern sind ähnlich selten wie in Deutschland. Also gehe ich davon aus, dass es keine großen Katastrophen geben wird und ich endlich wieder in Ruhe arbeiten kann.

Ein bisschen blöd war, dass ich mit dem Buchen des Rückflugs nach Buenos Aires zu lange gewartet habe. Das ist nicht optimal, wenn in Südamerika die Sommerferien enden. Deshalb fliege ich nun Mitte März nicht von Lima nach Buenos Aires, sondern nach Santiago de Chile. Der Flug war wesentlich billiger und da ich online arbeite, ist es ja egal, wo ich bin. Allerdings werde ich nur zwei Wochen in Chile bleiben und dann von Santiago aus mit dem Bus nach Mendoza fahren. Mendoza ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und die bekannteste Weinregion von Argentinien. Die Stadt liegt nur etwa 300 km Luftlinie von Santiago entfernt, aber dazwischen befinden sich die Anden. Eine Freundin von mir ist diese Strecke in die umgekehrte Richtung gefahren und war total begeistert. Also bin ich gespannt und freue mich, dass ich nicht direkt nach Buenos Aires zurückfliege.

Ich bin jetzt seit 10 Jahren aus Deutschland weg und zum Glück gab es nie wirklich große Katastrophen. Eher Erfahrungen. Das Schlimmste, was mir passiert ist, war, als man mir 2015 in Bosnien mein Geld und mein Handy gestohlen hat. In Lateinamerika hatte ich immer Glück, obwohl ich genug Leute kenne, die bestohlen oder sogar überfallen wurden. Aber letztlich kann das überall passieren und ich neige nicht dazu, ängstlich durch die Gegend zu laufen. Gleichzeitig bin ich aber auch niemand, der gefährliche Situationen provoziert oder nachts allein durch die Straßen läuft. Ich bin schließlich alt und froh, wenn ich spätestens um Mitternacht im Bett liege.

Die Erfahrung mit den Stromausfällen in Buenos Aires hat mir jedoch noch einmal gezeigt, wie abhängig wir von Technologie jeder Art sind. Bei mir war in erster Linie das Internet das Problem. Als der Strom 24 Stunden weg war, hatte ich nur einen Joghurt im Kühlschrank, den ich einfach gegessen habe. Viele Leute haben aber mehr im Kühlschrank und vor allem im Tiefkühlfach. Nach 24 Stunden ist das alles aufgetaut und kann oft nur noch weggeworfen werden. Oder die betroffenen Geschäfte. Neben meinem Gebäude war eine kleine Bäckerei. Die haben sich schließlich einen Generator gemietet, was natürlich auch Geld kostet.  Der Friseur in der gleichen Straße hat mehr oder weniger im Dunkeln Haare geschnitten. Also, es war nicht richtig dunkel, es war ja Tag, aber oft gibt es in diesen kleinen Geschäften nicht so viel Tageslicht. Normalerweise ist immer Licht an. Der Friseur hatte auch nur männliche Kunden, die Frauen waren da wohl skeptischer. Ich hätte es auch nicht riskiert, mir bei schlechtem Licht die Haare schneiden zu lassen. Außerdem bekommen wir Frauen die Haare meistens auch geföhnt und das ist nicht möglich, wenn der Strom weg ist.

Ich meine, es gibt weiterhin eine Menge Menschen, die ohne Strom und auch ohne fließendes Wasser leben, aber ich könnte das beim besten Willen nicht. Zum Glück gab es mit dem Wasser keine Probleme. Ich glaube, sonst hätte ich mir spätestens am zweiten Tag eine andere Unterkunft gesucht.

Eine Freundin von mir bereist die Welt, indem sie gegen Kost und Logis auf irgendwelchen Höfen arbeitet, auf denen es vorzugsweise viele Tiere gibt. Sie war zu Beginn der Pandemie in Bolivien. Irgendwie komme ich heute immer wieder auf die blöde Pandemie, keine Ahnung, warum. Naja, jedenfalls saß sie seit Januar 2020 im bolivianischen Dschungel, ohne Strom und Internet. Klar, ein bisschen Solarstrom, aber nichts Permanentes. Zum Telefonieren musste man auf einen Berg in der Nähe steigen, da gab es Empfang für das Handy. Alle paar Wochen ging es zu einem etwa 10 km entfernten Dorf, um Dinge zu kaufen, die man nicht selbst produzieren konnte. Dort haben sie dann Anfang April von einem Virus erfahren, das die Welt auf den Kopf gestellt hat. Kurz und gut, meine Freundin könnte in einer Welt ohne Technologie überleben. Ich nicht, da bin ich ganz ehrlich. Falls es mal eine richtige Katastrophe geben sollte, war es das für mich, während meine Freundin wahrscheinlich irgendwo auf dem Land mit ein paar Ziegen und Hühnern überleben würde. Macht sie ja jetzt auch. Allerdings doch meistens mit Internet. Sie hat sogar einen Blog. Momentan ist sie in Griechenland und ich freue mich immer über interessante Berichte und schöne Fotos. Aber ich bin und bleibe ein Stadtmensch und werde vielleicht nicht noch einmal den Februar in Buenos Aires verbringen. Der Januar war okay. Da sind viele Argentinier in Urlaub und das Problem mit der intensiven Nutzung der Klimaanlagen ist nicht ganz so dramatisch, hat man mir erzählt. Das wäre im Februar und März am schlimmsten. Aber vielleicht gibt es nächstes Jahr die Subventionen nicht mehr oder sie wurden zumindest reduziert und die Leute überlegen es sich zweimal, ob sie nun wirklich die Klimaanlage benutzen sollen oder ob es vielleicht doch ohne geht. Aber Buenos Aires bleibt trotzdem meine Lieblingsstadt.

So, das war es für heute. Wenn alles gut klappt, ist der nächste Podcast für B1/B2-Schüler ein Interview mit einem britischen Polyglott, der ausgezeichnet Deutsch spricht. Für heute verabschiede ich mich. Bis bald.  

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