33 – Von Supermärkten, Onlinekursen und vom Drauflosschreiben

Hallo, hier ist Daniela von German with Stories. Ich begrüße dich zu einer weiteren Folge für B1/B2-Lerner. Das Thema heute sind Supermärkte, Online-Kurse und Drauflosschreiben. Komische Mischung? Nun, hör dir einfach an, was ich erzählen möchte.

Als ich ein Kind, gab es neben meiner Grundschule einen kleinen Laden. Dort sind wir nach der Schule oft hingegangen und haben für ein paar Pfennige Süßigkeiten gekauft. Damals gab es in Deutschland noch keinen Euro. Wir hatten die D-Mark und Pfennige als kleinere Einheit. Der kleine Laden gehörte einer älteren Frau. Vielleicht war sie gar nicht so alt, aber wenn man 7 oder 8 Jahre alt ist, dann denkt man, dass alle Menschen über 40 oder 50 alt sind.

In meiner Straße gab es auch einen Obst- und Gemüseladen, eine Bäckerei, einen Schuster und eine Post. Ein Schuster ist ein Mann, der Schuhe repariert. Auch das war so bis Mitte der 1980er Jahre noch normal: Wenn die Schuhe kaputt waren, hat man sie nicht sofort weggeworfen und neue gekauft, sondern zum Schuster gebracht.

Meine Eltern wohnen bis heute in der gleichen Straße und im gleichen Haus. Die Grundschule gibt es immer noch, aber der kleine Laden ist schon lange verschwunden. In dem Gebäude ist heute das Büro einer Fahrschule. Dort, wo früher der Schuster, der Obst- und Gemüseladen und die Post waren, gibt es heute nur noch Wohnhäuser. Nur die Bäckerei existiert noch.

Wenn meine Eltern 20 Minuten laufen oder alternativ fünf Minuten mit dem Auto fahren, können sie in einem Lidl einkaufen. Der Lidl ist ein Discounter-Supermarkt. Es gibt ihn auch in anderen europäischen Ländern und ich glaube mittlerweile auch außerhalb Europas.

In den Wohngebieten gibt es in Deutschland nur noch wenige kleine Läden. Die meisten Leute kaufen ihre Lebensmittel im Supermarkt und ihre Kleidung in den Geschäften großer Marken wie H&M, Zara etc. Oder sie bestellen alles online. Es ist sehr unpersönlich und anonym.

Ich wohne ja jetzt in Buenos Aires. Hier gibt es natürlich auch große Supermärkte, aber ich gehe sehr selten dorthin. Ein Grund dafür ist, dass man an der Kasse meist ziemlich lange warten muss. In Deutschland arbeiten die Kassierer sehr schnell, in Argentinien sehr langsam. Ich kenne auch andere lateinamerikanische Länder und habe den Eindruck, dass es in Argentinien wirklich extrem lange dauert. Ein Problem ist das Bezahlen. Wenn die Leute bar bezahlen, müssen Geldscheine gezählt werden. Argentiniens aktuell größte Banknote, der 2000-Pesos-Schein hat einen Wert von etwa zwei US-Dollar. Oder sie bezahlen mit Karte oder App und es gibt ständig Probleme. Es macht wirklich keinen Spaß, in einem argentinischen Supermarkt einzukaufen.

Es ist aber auch nicht nötig, denn anders als in Deutschland gibt es hier überall kleine Geschäfte, wo man alles kaufen kann, was man braucht. Manchmal ist es teurer als im Supermarkt, manchmal ist es billiger. Wenn ich dreimal im gleichen Geschäft eingekauft habe, erkennen sie mich und es ergibt sich oft ein nettes Gespräch. Es ist sehr persönlich und in meinem Fall ist es auch gut für mein Spanisch.

Und damit sind wir beim Sprachenlernen. Früher habe ich Bücher von großen Verlagen gekauft und Kurse an der Volkshochschule oder großen Instituten wie Berlitz besucht. Ähnlich wie in Supermärkten gibt es dort ein großes Angebot, aber es ist sehr unpersönlich.

Allerdings habe ich mit 16 einen Englischkurs in der südenglischen Küstenstadt Poole gemacht. Er wurde von einer kleinen lokalen Sprachschule angeboten. Sie hatten diverse Schulen in Deutschland kontaktiert und ihr Angebot geschickt. Damals gab es noch keine Emails, also haben sie per Post Broschüren an die Schulen geschickt. Mein Englischlehrer fand das Angebot gut und hat uns diese Broschüren gezeigt. Ich durfte eine mitnehmen und konnte meine Eltern überreden, dass so ein Sprachkurs in England eine sehr gute Idee war. So bin ich also von meinem Vater zur Fähre nach Calais gebracht worden und wurde in Dover von einem Mitarbeiter der Sprachschule abgeholt. Also, ich war nicht die einzige, es waren noch andere Jugendliche auf der Fähre, die für einen Sprachkurs angemeldet waren. In Poole habe ich bei einer sehr netten Familie gewohnt. Die Frau war Engländerin und ihr Mann kam aus dem Iran. Ich kann mich gut daran erinnern, weil der Iran damals erst seit sieben Jahren eine Islamische Republik war. Der Iraner aus meiner Gastfamilie hatte sein Heimatland gleich nach dem Sturz des persischen Schahs mit seinen Eltern und seinen zwei Schwestern verlassen, weil sie nicht in einem religiös dominierten Land leben wollten. Ich kann mich auch daran erinnern, dass ich Persisch bzw. Farsi lernen wollte, wenn ich wieder zurück in Deutschland war. Das habe ich dann allerdings doch nicht gemacht. Schade eigentlich, denn die Sprache klingt sehr schön.

Um wieder auf das eigentliche Thema des Podcast zurückzukommen: Ich habe mich hier in Buenos Aires daran gewöhnt, in mehrere Geschäfte zu gehen, um meine Einkäufe zu machen. Es ist alles in der Nähe, ich muss nicht weit laufen. In vielen dieser kleinen Läden stehen die Besitzer selbst an der Kasse. Als Unternehmer unterstützen die meisten die Politik des neuen libertären Präsidenten hier in Argentinien, aber natürlich leiden alle unter der Inflation und den hohen Preisen.

In Buenos Aires gibt es besonders viele kleine Geschäfte, aber natürlich kannte ich das auch schon aus anderen Ländern in Lateinamerika, die ich besucht habe. Ganz anders als heutzutage in Deutschland.

Bei den Angeboten zum Sprachenlernen übers Internet ist es ähnlich. Es gibt die großen Anbieter, also die Äquivalente zu den Supermärkten, aber auch die vielen kleinen Mini-Businesses wie mein German with Stories. Früher habe ich mehr bei den großen Online-Anbietern gekauft, aber seit einigen Jahren bevorzuge ich kleine Anbieter für meine Zielsprachen oder auch für andere Dinge, die ich lernen möchte. Zum Beispiel habe ich gerade einen Kurs zum Thema „Drauflosschreiben“ beendet. Er wurde von einem Schweizer angeboten, der mit einem Van durch Europa reist und Krimis schreibt, die ich sehr gerne lese.  Ich bin schon seit einer Weile auf seiner Email-Liste und finde es interessant, was er macht. Drauflosschreiben bedeutet, dass man ein Buch ohne detaillierte Planung schreibt. Man hat eine Idee und schreibt einfach, spontan, ohne vorher viel zu überlegen. Man kann „drauflos“ auch mit anderen Verben benutzen: drauflosreden, draufloslaufen. Manchmal ist es negativ: Denk doch mal nach und rede nicht immer sofort drauflos. Aber es kann natürlich auch positiv oder neutral sein: Gestern war so ein schöner Tag, da bin ich einfach drauflosgelaufen und habe viel Zeit in der Natur verbracht.

Zurück zum Thema, zu den Online-Kursen. Ich kaufe eher selten Kurse oder Programme, die mehr als sechs Wochen dauern oder die mehr als 200 Dollar kosten. Mein Sweet Spot ist ein Programm für etwa einen Monat, das zwischen 40 und 100 Dollar kostet. Für einen Monat kann ich mich gut auf etwas konzentrieren und bei einem zweistelligen Betrag entscheide ich mich oft recht spontan zum Kauf. Wenn es teurer oder sogar viel teurer ist, dann überlege ich meist lange und entscheide mich oft dagegen.

Da ist bei mir online genauso wie in einem Laden. Auch bei Kleidung überlege ich länger, wenn ein Kleidungsstück recht teuer ist. Brauche ich das wirklich? Wenn ich etwas wirklich brauche, dann soll es aber gute Qualität sein und ich gebe dann auch gern etwas mehr Geld aus. Natürlich nur, wenn ich das Geld habe. Und ich gehe lieber in kleine Geschäfte, wo ich zusätzlich zu meiner neuen Jeans noch eine gute Beratung und ein nettes Gespräch bekomme.

Also, um es klarzustellen, ich bin nicht total gegen Supermärkte und große Online-Portale wie Amazon. Amazon benutze ich ja selbst, um meine Bücher zu verkaufen und Bücher von anderen Autoren für meinen Kindle zu erwerben. Wie meistens im Leben brauchen wir eine gute Mischung. Eine Welt, die von großen Konzernen dominiert wird, ist traurig, weil es kaum noch zwischenmenschliche Kommunikation gibt. Eine Welt, in der es nur kleine Offline- und Online-Shops gibt, ist stressig, weil wir mehr Zeit brauchen, um alles zu kaufen, was wir brauchen. Und manchmal möchten wir vielleicht nicht zehn Minuten mit einem Verkäufer sprechen, sondern einfach nur schnell ein oder zwei Produkte kaufen und dann nach Hause aufs Sofa.

So, das war es für heute. Im Worksheet findest du Erklärungen und Übungen zu den Wortpaaren anders als/ähnlich wie,  überreden/überzeugen, leiden unter/leiden an sowie sich für etwas entscheiden/sich gegen etwas entscheiden und wir schauen uns den Ausdruck „sich gewöhnen an“ genauer an. Wie immer mit Beispielsätzen und Übungen. Du kannst einzelne Worksheets plus ein Transkript mit Vokabelliste Deutsch-Englisch auf der Buy me a Coffee-Plattform erwerben. Einen Link findest du in der Beschreibung. Das Paket für alle Transkripte und Worksheets dieser Saison biete ich ab sofort nicht mehr an, aber natürlich bekommst du die Materialien weiterhin, falls du das Paket schon gekauft hast. Im Juni geht meine neue Patreon-Seite offiziell an den Start und in allen Tiers werden die Transkripte und Worksheets zu den Podcast-Folgen ab Mai 2024 enthalten sein. Aber dazu erzähle ich in einer extra-Folge mehr. Für heute verabschiede ich mich und hoffe, wir hören uns in zwei Wochen bei einer neuen Folge für B1/B2-Schüler.

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