37 – Gibt es zu viele Ausländer in Deutschland?

Hallo, hier ist Daniela von German with Stories. Ich begrüße dich zu einer weiteren Folge für B1/B2-Lerner. Heute geht es um das Thema „Ausländer in Deutschland“ und „Migration“. Ein Thema, das politisch problematisch ist, aber viele Menschen auf die eine oder andere Weise betrifft. Ich werde in dieser Episode auch über aktuelle Ereignisse sprechen, weil ich ebenso wie viele andere Menschen in Deutschland und Westeuropa gewisse Dinge nicht mehr stillschweigend akzeptieren möchte, auch nicht als Deutschlehrerin. Wenn dir meine Meinung nicht gefällt und du mir deshalb entfolgst, ist das okay für mich. Andererseits brauchst du keine Angst zu haben, dass es jetzt nur noch politische Themen geben wird. Das ist auch mir viel zu stressig. Wenn dir mein Content gefällt, findest du mehr auf meiner Patreon-Seite, patreon.com/germanwithstories. Und natürlich alle meine Bücher auf germanwithstories.com. Schau einfach mal vorbei.

Falls du mich noch nicht kennst, erzähle ich dir erst ein bisschen über meinem Background. Ich bin eine sogenannte Biodeutsche.  Das sagt man in den letzten Jahren zu Menschen, die in Deutschland geboren wurden und deutsche Eltern haben. Ich bin in einer kleinen Stadt aufgewachsen. Dort gab es in den 70er und 80er Jahren nur sehr wenige Ausländer. In meiner Grundschulklasse war eine Türkin und später hatte ich eine Marokkanerin in der Klasse. Als ich 20 war, bin ich in eine größere Stadt gezogen, hatte immer ausländische Freunde und Kollegen und es gab nie Probleme. Also, zumindest keine Probleme, die es mit Deutschen nicht auch gab. Meine Kinder haben eine internationale Schule besucht. Die erste Freundin meines Sohnes war Russin, die besten Freundinnen meiner Tochter zu Teenagerzeiten waren eine Deutsch-Mexikanerin, eine Kosovo-Albanerin und eine Pakistanerin. War immer interessant, viel verschiedenes Essen und spannende Gespräche mit den Eltern trotz Sprachbarrieren.

Im Jahr 1980 lag der Ausländeranteil in Deutschland bei 7,2%. Die meisten von ihnen kamen aus der Türkei, Italien, Griechenland, dem ehemaligen Jugoslawien. Heute haben mehr als doppelt so viele Menschen in Deutschland einen ausländischen Pass. In Berlin sind es sogar über 20%. Zu diesen knapp 15% Ausländern in Deutschland kommen weitere 15%, die einen Migrationshintergrund haben. Zu dieser Gruppe gehören statistisch auch meine Kinder, denn ihr Vater ist Brasilianer. Allerdings sind meine Kinder in Deutschland geboren und haben dort auch fast ihr ganzes Leben verbracht. Sie fühlen sich als Deutsche und wissen, wie das Land funktioniert. Sie wären eher in Brasilien Ausländer, obwohl sie auch die brasilianische Staatsangehörigkeit haben.

Die größte Ausländergruppe in Deutschland sind momentan die Ukrainer. Fast 40% aller Menschen, die ohne deutschen Pass in Deutschland leben, kommen aus der Ukraine. Das ist sehr viel, aber den Grund kennst du. Auf Platz 2 und 3 liegen die EU-Länder Rumänien und Polen, danach folgt die Türkei. Dann mit Bulgarien wieder ein EU-Land und danach kommen mit einem Anteil von etwa 2.5% zwei Länder, deren Staatsangehörige leider seit einigen Jahren überproportional oft negativ auffallen: Syrien und Afghanistan. Ich lebe seit 2014 nicht mehr in Deutschland, aber natürlich spreche ich mit meinen Kindern und mit Freunden und lese deutsche Medien. Und ich bin nun einmal keine woke Linke, die sich alles schönredet. Winston Churchill hat angeblich gesagt: „Wer mit 20 nicht Sozialist ist, der hat kein Herz, wer es mit 40 noch ist, der hat kein Hirn.“ Diese Aussage passt auch heute noch.

Zurück zu Deutschland und zu einem aktuellen Ereignis. Vor wenigen Tagen, am 31. Mai, gab es in Mannheim einen Vorfall. Ich habe von 2003 bis 2007 in Mannheim gewohnt. Deshalb spielt mein letzter Graded Reader dort, „Mannheimer Begegnungen“. Es gibt ein türkisch-italienisches Viertel, also ein paar Straßen im Zentrum, wo sehr viele Türken und Italiener Geschäfte haben. Genau dort fand am 31. Mai eine Informationsveranstaltung zum Thema „Politischer Islam“ statt. Von Menschen, die den politischen Islam für gefährlich halten. Zu diesen Menschen gehöre ich auch, das möchte ich ganz klar sagen. Ich hatte in Deutschland Bekannte aus dem Iran, die aus exakt diesem Grund ihr Land verlassen haben. Sie wollten nicht in einem Land mit Scharia und sogenannten Religionswächtern leben, in dem Frauen keine Rechte haben. Ich möchte auch betonen, dass es um den politischen Islam geht, nicht um friedliche Menschen, die muslimischen Glaubens sind. Mir ist es egal, zu welchem Gott jemand betet, solange es privat bleibt und mein Leben nicht beeinträchtigt.  

Zurück zu Mannheim. Es gab also diese Veranstaltung und plötzlich attackierte jemand den Redner mit einem Messer. Da es in Deutschland heutzutage gefährlich ist, den Islam zu kritisieren, war Polizei vor Ort. Einer der Polizisten wurde dann von dem Angreifer in den Hals gestochen. Er starb später im Krankenhaus. Sein Kollege schoss auf den Angreifer. Der Mann kam aus Afghanistan und hätte eigentlich schon vor langer Zeit abgeschoben werden sollen. „Abschieben“ ist das deutsche Wort für „deportieren“. Wenn jemand nach Deutschland kommt, einen Asylantrag stellt und dieser Antrag abgelehnt wird, muss die Person das Land verlassen. Entweder freiwillig oder sie wird abgeschoben. So ist die Theorie. In der Praxis leben sehr viele Menschen in Deutschland, die keine Aufenthaltserlaubnis haben, aber aus verschiedenen Gründen nicht abgeschoben werden und das ist ein Problem.

Wie die meisten europäischen Länder braucht Deutschland Einwanderung, Immigration. Unsere Geburtenrate ist sehr niedrig. Schon in den 1950ern und 1960ern brauchte Deutschland Arbeitskräfte aus anderen Ländern. Damals kamen viele Menschen aus der Türkei, Griechenland, Italien. Die Eltern meiner Freundin Ana waren so von Spanien aus nach Deutschland gekommen. Sie haben in einer Fabrik gearbeitet, die Sprache gelernt und in Deutschland eine neue Heimat gefunden. Integration gelungen.

Ich lebe jetzt in Argentinien. Das liegt in Südamerika, aber die Bevölkerung ist zu 90% europäischer Herkunft. Die restlichen 10% sind in erster Linie Einwanderer aus China und Nachkommen der Völker, die hier vor der Ankunft der Spanier lebten. Die größte Gruppe sind die Mapuche, die in Patagonien leben, sowohl in Argentinien als auch in Chile. Beim ersten Zusammentreffen mit den Spaniern haben die Mapuche sicherlich nicht gedacht, dass sie christianisiert und zur Minderheit werden würden.

Vor 500 Jahren war der Katholizismus Staatsreligion in Spanien, es war ein politischer Katholizismus. Das Verhalten der Spanier hier, der Portugiesen in Brasilien, aber auch der Briten in den heutigen USA wird heute zu Recht kritisiert, aber merkwürdigerweise fordern die gleichen Gruppen eine unendliche Toleranz gegenüber völlig intoleranten Muslimen, die sich im Prinzip genauso verhalten wie die Spanier vor fünfhundert Jahren in Argentinien.

Ich mag verschiedene Kulturen, verschiedene Traditionen und Bräuche und ich denke, dass wir viel voneinander lernen können, aber Immigration funktioniert doch nicht, wenn derjenige, der in ein anderes Land einwandert, die Regeln dieses Landes nicht akzeptiert oder sogar verachtet. Wir sind nicht mehr im 16. Jahrhundert, wo man Eroberungskriege führte. Außer man heißt Wladimir Putin und lebt in Moskau, aber das ist eine andere Geschichte. Es gibt zum Glück sehr viele Immigranten in Deutschland, die überhaupt keine Probleme machen. Und zum Glück gibt es unter diesen Menschen jetzt auch immer mehr, die sich trauen, das zu sagen, was Deutsche mittlerweile nicht mehr sagen können, weil wir dann sofort Nazis sind: Immigranten, die sich nicht integrieren und die die Werte ihres Gastlandes nicht respektieren und sogar kriminell werden, müssen das Land verlassen. Zu diesen Menschen gehört auch der Afghane, der in Mannheim einen Polizisten getötet hat. Denn mal ganz ehrlich: Wenn du Scharia und politischen Islam super findest, wirst du in Afghanistan keine Probleme haben, schon gar nicht als Mann.

Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Nein, ich denke nicht, dass Deutschland zu viele Ausländer hat. Meiner Meinung nach hat Deutschland aber ein politisches Problem. Es fehlt der politische Wille, Immigration zum einen besser zu steuern und zum anderen kriminelle Ausländer konsequent abzuschieben.

Ich habe gerade meinen Immigrationsprozess in Argentinien gestartet. Die wollen von mir ein polizeiliches Führungszeugnis aus Deutschland und jedem Land, in dem ich mindestens ein Jahr in den letzten drei Jahren gelebt habe. Dazu Nachweise, dass ich genug Geld verdiene und nicht vorhabe, dem argentinischen Staat zur Last zu fallen und einen Mietvertrag brauche ich auch. Argentinien ist eines der Länder, wo die Einwanderung nicht so schwierig ist. Trotzdem ist es möglich, dass sie meinen Antrag ablehnen. Das würde ich akzeptieren, aber bis dahin bin ich sehr glücklich und dankbar, dass ich hier sein kann. Und ich werde ganz sicher nicht kriminell oder beschimpfe die Argentinier, weil sie katholisch sind und ihre Steaks lieben. Niemand zwingt mich hier, in eine Kirche zu gehen oder Fleisch zu essen, das allein ist wichtig.

Ganz ehrlich, ich verstehe es nicht, wenn Menschen aus welchen Gründen auch immer ihr Heimatland verlassen, in einem anderen Land freundlich aufgenommen werden und dann nur Probleme machen. Solche Ausländer braucht kein Land, auch nicht Deutschland. Falls du auf X, Twitter unterwegs bist, such mal den Account von Azad Aydin, Username Azadi77, A-Z-A-D-I 77. Das ist ein Kurde aus Köln, der Deutsch mit Akzent und Grammatikfehlern spricht und zu dem Thema gute Videos macht – aus der Perspektive eines Migranten, der von der aktuellen deutschen Regierung genauso genervt ist wie von Migranten, die gerne die Scharia und ein Kalifat in Deutschland hätten. Gerade wir Frauen haben so lange für gleiche Rechte gekämpft. Das kann doch nicht wahr sein, dass solche Forderungen nach Scharia von der Politik ständig relativiert werden und dass diese Leute mit Messern durch deutsche Städte laufen und Menschen angreifen.

So, das war es für heute. Ein Transkript mit Vokabeln und ein Worksheet bekommst du automatisch als Mitglied des German with Stories Club auf Patreon. Den Link findest du in der Beschreibung dieser Podcast-Folge. Oder du erwirbst Transkript und Worksheet als Einzelprodukt. Auch den Link findest du in der Beschreibung. In zwei Wochen gibt es eine neue Folge für Mittelstufen-Schüler. Bis dann und danke fürs Zuhören.

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