49 – Motivation, Ziele und Planung beim Sprachenlernen

Hallo, hier ist Daniela von German with Stories und ich freue mich, dass du wieder zuhörst. Heute geht es um das Thema Motivation, Ziele und Planung beim Sprachenlernen.

Warum lernst du Deutsch? Was sind deine Ziele? Lernst du spontan, wenn du Zeit und Lust hast oder bist du ein Planer? Über diese Themen möchte ich heute sprechen und dabei auch meine eigenen Erfahrungen einfließen lassen.

Menschen lernen aus unterschiedlichen Gründen eine Sprache. In der Schule mussten die meisten von uns eine Fremdsprache lernen. Es wird immer viel geschimpft, dass der Unterricht in der Schule sinnlos ist, weil man nur Grammatik lernt und nach vielen Jahren immer noch nicht sprechen kann. Meiner Meinung nach spielt die Motivation, das Warum, dabei aber auch eine große Rolle.

Ich habe ganz traditionell Englisch und Französisch in der Schule gelernt, beide Sprachen mit deutschen Lehrern. Als Jugendliche hatte ich Brieffreunde im Ausland, in Skandinavien, in England, in den USA. Wir haben uns auf Englisch geschrieben und diese Kontakte waren für mich eine große Motivation, im Englischunterricht immer gut aufzupassen. Bis heute ist Englisch für mich in erster Linie eine Schreibsprache. Natürlich spreche ich auch Englisch, aber schreiben fühlt sich natürlicher an.

Ich denke, die Motivation zum Englischlernen ist bei den vielen Menschen, die Englisch nicht als Muttersprache sprechen, ähnlich: Wir brauchen die Sprache zur Kommunikation. Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, in unserer globalisierten Welt ohne Englisch zu überleben. Natürlich gibt es Weltregionen, wo andere Sprachen genauso wichtig oder sogar wichtiger sind. Spanisch in Lateinamerika, Russisch in den Ländern, die zur Sowjetunion gehörten, Chinesisch in Ostasien, Französisch in Teilen Afrikas.

Aber warum lernen Menschen Deutsch? Warum lernst du Deutsch? Manche Menschen fangen mit Deutsch an, weil es eine der größeren Sprachen ist, aber das reicht meist nicht als Motivation. Eine klare Motivation ist es, wenn du in einem deutschsprachigen Land wohnst oder dort hinziehen willst, wenn du einen Partner oder eine Partnerin hast, der oder die Deutsch als Muttersprache spricht oder wenn es die Sprache deiner Vorfahren war. Aber es ist keine Garantie, dass du irgendwann gut Deutsch sprichst.

Mein Lieblings-Polyglot Luca Lampariello schlägt vor, dass du dir dein zukünftiges Ich vorstellen sollst, um deine Motivation zu steigern bzw. zu erhalten. Was wirst du machen, wenn du ein bestimmtes Deutsch-Niveau erreicht hast? Sei so spezifisch wie möglich. Mit wem wirst du sprechen? Wo werdet ihr sein? Worüber werdet ihr sprechen? Wie wirst du dich dabei fühlen? Je detaillierter deine Vision ist, desto besser für deine Motivation. Nimm dir ein paar Minuten und schreib deine Vision auf, mal ein Bild oder mach eine Audio-Aufnahme. Wenn du dich dann in ein paar Wochen oder Monaten mal fragst, warum du eigentlich Deutsch lernst, obwohl das alles so lange dauert und so mühsam ist, dann geh zurück zu deiner Vision.

Wenn deine Motivation klar ist, sind Ziele der nächste Schritt. Vielleicht denkst du, dass das leicht ist. Dein Ziel ist es, Deutsch auf Niveau B2 oder C1 zu sprechen. Oder im nächsten Urlaub einfach ein bisschen Smalltalk machen zu können. Das sind Ergebnisziele. Sie klingen gut, aber sie sind zu abstrakt. Was du brauchst, sind Leistungsziele. Du musst dich fragen: Was muss ich täglich machen? Es geht also um Gewohnheiten. Welche guten Gewohnheiten brauche ich, um mein Deutsch zu verbessern? Wie kann ich diese Gewohnheiten in meinen Alltag einbauen?

Oft funktioniert es nicht, wenn wir uns nur mental etwas vornehmen. Es hilft meistens auch nicht, wenn du eine tägliche to-do-Liste hast und ein Punkt auf dieser Liste ist: Deutsch lernen. Das ist zu unspezifisch. Wann genau willst du Deutsch lernen? Was genau willst du an einem bestimmten Tag machen, um dein Deutsch zu verbessern?

Kennst du die Ankertheorie? Es bedeutet, dass du eine neue Routine mit einer bereits etablierten Routine verbindest. Manche Dinge machen wir automatisch, wir denken nicht darüber nach. Das sind etablierte Routinen. Ein typisches Beispiel ist das morgendliche Zähneputzen. Das kann dein Anker sein. Du nimmst dir nun vor, dass du jeden Morgen nach dem Zähneputzen fünf Minuten meditierst oder 15 Minuten Deutsch lernst. Natürlich funktioniert das nicht, wenn du sofort nach dem Zähneputzen das Haus verlassen und zur Arbeit fahren musst. Kannst du dir vorstellen, 15 Minuten früher aufzustehen? Dann würde es funktionieren. Morgenroutinen sind sehr populär und viele Menschen sind Morgenmenschen oder zumindest Mischtypen. Ich könnte mir vorstellen, für eine gute neue Gewohnheit 15 Minuten früher aufzustehen, aber eine Stunde früher ist keine Option für mich. Wie ist das bei dir?

Ok, du hast nun also eine Zeit gefunden, um täglich Deutsch zu lernen. Du hast deinen Ankerpunkt gefunden. Das ist super, aber es wartet ein zweites Problem. Falls du wirklich nur 15 Minuten Zeit hast und dir zu Beginn dieser 15 Minuten überlegst, was genau du machen möchtest, hast du verloren. Du musst also nicht nur dein Wann, sondern auch dein Was planen. Das kannst du am Vortag machen, aber du wirst wahrscheinlich auch dazu einen Ankerpunkt brauchen. Du kannst versuchen, es nach deiner täglichen Lerneinheit zu machen. Oder vor dem Schlafengehen fünf Minuten dafür einplanen. Besser ist es, wenn du einen Wochenplan machst. Vielleicht möchtest du nur an sechs Tagen lernen und nutzt den Ankerpunkt des siebten Tages, um Materialien für die nächste Woche zu suchen und festzulegen, was und wieviel du bearbeiten möchtest.

Als unabhängiger Lerner übernimmst du Verantwortung für dein Lernen. Viele Sprachschüler haben immer noch die Tendenz, diese Verantwortung an den Lehrer abzugeben. Extrem ist das in Kursen an Sprachschulen, wo dir ein Lehrer detailliert sagt, was du lernen sollst. Aber auch bei Einzelunterrichten sehe ich es, dass Schüler sehr passiv sind. Natürlich liegt das auch an den Lehrern. Ein proaktiver Schüler ist für einen Sprachlehrer spannender, aber auch anstrengender und oft arbeitsintensiver als eine Person, die einfach das macht, was ich ihr sage.

Damit sind wir beim Thema Planung von Tutoring-Sessions. Ich sage bewusst nicht Unterricht, denn als jemand, der eigenverantwortlich eine Sprache lernt, sollte ein Zoom-Unterricht von 60 Minuten einmal pro Woche nicht das Wichtigste für dich sein. Normalerweise reichen 30 Minuten pro Session aus. Einmal in der Woche oder auch alle zwei Wochen. Auf diese 30 Minuten bereitest du dich vor. Möchtest du einen Text besprechen oder über ein bestimmtes Thema sprechen? Welche Vokabeln brauchst du? Welche Grammatik ist wichtig? Schau dir das vorher an und mach dir Notizen.

Während der Session sollte dein Tutor dich korrigieren und dir helfen, entweder schriftlich oder du bittest darum, euer Meeting aufnehmen zu dürfen. Spätestens einen Tag nach dem Meeting solltest du dich hinsetzen und dir anschauen, was du falsch gemacht hast. Verstehst du deine Fehler? Falls nicht, bitte deinen Tutor beim nächsten Mal, dir die Grammatik oder einen bestimmten Ausdruck noch einmal zu erklären.

So, das war es für heute. Das Transkript für diese Folge findest du auf meiner Website germanwithstories.com und als Mitglied des German with Stories Club bekommst du zusätzlich zum Transkript eine Vokabelliste Deutsch-Englisch, eine Zusammenfassung und die Möglichkeit, deine Meinung zu diesem Thema zu sagen oder zu schreiben. Den German with Stories Club findest du unter patreon.com/ germanwithstories. Außerdem empfehle dir das Ebook „10 rules for smart language learning“ von Luca Lampariello, dem italienischen Polyglot, den ich am Anfang erwähnt hatte. Dort wird du einiges von dem wiederfinden, was ich dir gerade erzählt habe. Einen Link findest du in der Beschreibung. Es ist übrigens nicht einfach nur ein Ebook, sondern beinhaltet auch Interviews mit Luca und eine Audio-Version. Schau es dir mal an. Mir hat es sehr geholfen, deshalb empfehle ich es dir.

Bis bald und viel Spaß beim Deutschlernen.

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