52 – Die neue Schülerin

52 - Die neue Schülerin

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Hallo, mein Name ist Daniela und dies ist der German with Stories Podcast. Heute wirst du eine Short Story hören. Es geht um ein 12jähriges Mädchen aus Angola. Sie kommt in den 1970er Jahren in eine kleine deutsche Stadt und ist das einzige schwarze Mädchen in der Schule. Leider spricht sie kein Deutsch, denn in Angola sprechen die Menschen Portugiesisch und verschiedene afrikanische Sprachen. Zum Glück gibt es Melanie. Ihre Mutter ist Brasilianerin und deshalb spricht sie Portugiesisch. 

Some words in English: The podcast is part of my membership program, the German with Stories Club. As a member, you get this short story as a PDF file with vocabulary German-English, a worksheet and you can practice writing and speaking in our members-only Telegram group. You find us at patreon.com/germanwithstories. There’s a link in the description. 

Ok, und nun starten wir mit der Geschichte. 

Die neue Schülerin.

Melanie ist 12 Jahre alt. Ihr Vater ist Deutscher und ihre Mutter ist Brasilianerin. Melanie spricht Deutsch und Portugiesisch und in der Schule lernt sie seit zwei Jahren Englisch. Sie ist ein ruhiges Mädchen und geht gern zur Schule.

Es ist der 5. September 1978. Heute ist der erste Schultag nach den Sommerferien. Melanie kommt in die 6. Klasse. Sie läuft mit ihrer Freundin Jutta zur Schule. Der Unterricht fängt heute erst um 9:00 Uhr an. Sie haben den gleichen Klassenraum und den gleichen Klassenlehrer wie letztes Jahr. Er heißt Herr Buchholz und ist schon 60 Jahre alt. Manchmal ist er etwas streng.

Melanie und Jutta setzen sich an einen Tisch in der Nähe der Wand. Sie sprechen mit ihren Klassenkameraden. Maik ist wie immer laut. Er war mit seinen Eltern in den Sommerferien in den USA und erzählt. Es war super und sie haben viel gesehen. Seine Eltern sind reich, das weiß Melanie. Flüge nach Amerika sind teuer. Das weiß Melanie auch. Sie war schon zweimal in Brasilien. Die Familie von ihrer Mutter lebt in Rio de Janeiro. Dieses Jahr war Melanie in den Sommerferien zu Hause. Sie hat mit ihren Eltern mehrere Ausflüge innerhalb Deutschlands gemacht.

Herr Buchholz kommt zusammen mit einem Mädchen herein. Sie ist schwarz. Melanie kennt schwarze Menschen aus Brasilien, aber hier in ihrer kleinen Stadt hat sie noch nie eine Schwarze gesehen. In Berlin oder Hamburg leben sicher welche, aber hier nicht. Alle Kinder starren das schwarze Mädchen an.

„Das ist Fernanda“, sagt Herr Buchholz. „Sie kommt aus Angola und leider spricht sie kein Deutsch, aber sie muss natürlich zur Schule gehen. Schauen wir mal.“

Es gibt noch einen freien Platz am Tisch neben Melanie und Jutta. Fernanda setzt sich und Herr Buchholz startet mit dem Unterricht.

Nach 90 Minuten haben die Kinder Pause. Alle laufen auf den Schulhof. Die Kinder aus den anderen Klassen starren Fernanda auch an.

Fernanda spricht mit niemandem und niemand spricht mit ihr. In den Pausen steht sie allein auf dem Schulhof und im Unterricht sitzt sie am Tisch und sagt nichts. Melanie sieht, dass sie fast am Weinen ist.

„Wie war der erste Schultag?“, fragt Melanies Mutter am Nachmittag.

„Wir haben ein neues Mädchen in der Klasse. Sie kommt aus Angola und spricht kein Deutsch. Ich glaube, sie ist nicht glücklich.“

„Aus Angola? Angola war eine portugiesische Kolonie. Dort ist Krieg. Das arme Mädchen.“

„Eine portugiesische Kolonie?“, fragt Melanie. “Dann spricht sie Portugiesisch?“

„Ja, ich denke schon. In Afrika sprechen viele Menschen regionale Sprachen, aber die offizielle Sprache von Angola ist Portugiesisch, da bin ich ziemlich sicher. Sprich morgen mit ihr, Melanie.“

Am nächsten Tag steht Fernanda in der großen Pause wieder allein auf dem Schulhof. Melanie geht zu ihr.

„Oi. Fala português?“, fragt sie. Hallo. Sprichst du Portugiesisch?

Das schwarze Mädchen sieht Melanie erstaunt an. Dann lächelt sie.

„Ja, ich spreche Portugiesisch.“

„Oh, super. Ich bin Melanie. Meine Mutter kommt aus Brasilien. Möchtest du uns besuchen? Vielleicht morgen?“

„Ja, gern.“

Am nächsten Tag klingelt Fernanda um 15 Uhr.

Melanies Mutter umarmt sie sofort. „Willkommen.“

Und sie stellt Fernanda viele Fragen. Sie kann nicht alle beantworten. Ihre Eltern haben als Hausangestellte für einen portugiesischen Kolonialbeamten gearbeitet. Dann wurde Angola unabhängig und der Bürgerkrieg begann. Fernandas Eltern wollten, dass sie nach Portugal geht. Sie ist mit Natalia, der Frau des Kolonialbeamten, nach Lissabon geflogen. Natalia hatte keine eigenen Kinder und mochte Fernanda sehr.

Dann gab es einen Angriff auf das Haus des Kolonialbeamten. Fernandas Eltern und Natalias Ehemann sind gestorben.

Fernanda zeigt Melanie und ihrer Mutter ein Foto von ihren Eltern.

„Ich habe ein Jahr in Portugal gelebt. Das war okay. Natalia hat mich adoptiert. Aber dann hat sie einen Deutschen kennengelernt und deshalb leben wir jetzt hier.“

„Und es gefällt dir nicht?“, fragt Melanies Mutter.

„Alle starren mich an, weil ich schwarz bin. In Portugal gibt es Menschen aus Angola und Mozambik. Auch aus Brasilien, glaube ich. Aber Brasilianer sind nicht immer schwarz.“

Melanies Mutter lacht. „Nein, wir Brasilianer sind eine Mischung. Manche Brasilianer sind so weiß wie ich und manche Brasilianer sind so schwarz wie du. Und viele sind in der Mitte, irgendwie braun.“

Sie fährt fort: „Also, zuerst musst du Deutsch lernen. Und wenn die Kinder in der Schule dich besser kennen, ist es nicht mehr wichtig, ob du schwarz oder weiß bist. Dies ist eine kleine Stadt und die Menschen sind neugierig. Einige haben vielleicht Angst. Es ist wichtig, dass du ein guter Mensch bist und dich an die deutsche Kultur anpasst. Das musste ich auch machen und das war am Anfang nicht einfach. Außer meinem Mann kannte ich niemanden.“

„Aber du hast jetzt auch schon eine Freundin“, sagt Melanie. „Oder willst du nicht meine Freundin sein?“

„Natürlich will ich deine Freundin sein!“

Fernanda hat einen anderen Schulweg als Melanie und Jutta, aber die Mädchen sind jetzt in der Pause immer zusammen. Am Anfang ist es kompliziert wegen der Sprache, aber Fernanda lernt schnell Deutsch. Plötzlich wollen alle Mädchen ihre Freundin sein und auch bei den Jungen ist sie populär. Ein schwarzes Mädchen ist etwas Besonderes.

Manchmal ist Fernanda traurig. Dann denkt sie an ihre Eltern und an ihre Kindheit in Angola. Sie hat Tanten und Onkel in Angola. Wenn der Krieg vorbei ist, möchte sie ihre Familie besuchen.

Ok, das war es. Almost. I will now read 10 statements. Sind sie richtig oder falsch? Ich gebe dir auch die Antworten. 

Los gehts!

  1. Melanie spricht Deutsch und Spanisch. –> Das ist falsch. Melanie spricht Deutsch und Portugiesisch. 
  2. Melanie hat in der 6. Klasse den gleichen Lehrer wie in der 5. Klasse. –> Das ist richtig. 
  3. Melanie fliegt in den Sommerferien immer nach Brasilien. –> Das ist falsch. Melanie war bis jetzt zweimal in Brasilien. 
  4. Melanie hat noch nie einen schwarzen Menschen gesehen. –> Das ist auch falsch. Melanie hat in Brasilien schon schwarze Menschen gesehen, 
  5. Fernanda kommt aus Angola und spricht kein Deutsch. –> Das ist richtig. 
  6. Fernanda spricht am ersten Schultag mit niemandem. –> Das ist auch richtig. 
  7. Fernanda freut sich, als Melanie Englisch mit ihr spricht. –> Das ist falsch. Fernanda freut sich, als Melanie Portugiesisch mit ihr spricht. 
  8. Fernandas Eltern leben in Angola. –> Auch das ist falsch, denn Fernandas Eltern leben leider nicht mehr. 
  9. Fernanda mag es nicht, wenn alle Menschen sie anstarren, weil sie schwarz ist. –> Das ist richtig. 
  10. Fernanda lernt schnell Deutsch, aber die anderen Mädchen wollen nicht ihre Freundin sein. –> Das ist zum Glück falsch. 

So, ich hoffe, diese Episode hat dir gefallen. Auch die nächste Folge wird wieder eine Short Story sein und am 23. Oktober live gehen. 

Vielen Dank fürs Zuhören. Thank you very much for listening and please don’t forget to check the description if you want to know more about my work. 

If you enjoy listening to the German with Stories podcast and would like to support the podcast without becoming a member of the German with Stories Club, you can buy me a (virtual) coffee. Be sure that it’s appreciated. Vielen Dank! 

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