67. Introvertierte versus extrovertierte Sprachlerner

67. Introvertierte versus extrovertierte Sprachlerner

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Worksheet Content: 

  • gut darin sein – to be good at something
  • verb “funktionieren” – to work
  • conjunction “indem” – by (doing something)

Hallo, ich bin Daniela und begrüße dich nach einer einmonatigen Pause zu einer neuen Folge des German with Stories Podcast. Diese Pause war notwendig, weil ich drei Wochen mit einem Freund auf Sizilien unterwegs war und es während dieser Zeit nur geschafft habe, ein bisschen im German with Stories Club zu posten.

Ein Grund dafür ist, dass ich sehr introvertiert bin und mein Freund ziemlich extrovertiert. Diese drei Wochen waren sehr schön, aber für mich auch recht anstrengend. Als typische Introvertierte brauche ich meine Pausen und außerdem bin ich nicht gut darin, kleine Zeitfenster produktiv zu nutzen. Wenn ich an etwas arbeite, mache ich das meist sehr konzentriert für ein bis zwei Stunden und mag keine Ablenkungen.

Während dieser drei Wochen war es aber auch interessant zu beobachten, wie unterschiedlich der Freund und ich Italienisch geübt haben. Seine Muttersprache ist Spanisch, ich spreche gut Spanisch, wir haben also eine ähnliche Ausgangslage, Basis. Für uns beide ist es nicht extrem schwer, langsames Italienisch zu verstehen, aber unsere Interaktion mit Einheimischen war total unterschiedlich.

Er hat viel gesprochen, mit allen möglichen Leuten, in einer Mischung aus 70% Spanisch und 30% Italienisch. Das hat funktioniert. Wahrscheinlich haben die Italiener nicht immer alles verstanden, aber sie haben ohne große Probleme miteinander kommuniziert. Die italienische Grammatik meines Freundes ist katastrophal, selbst ich höre die vielen Fehler, LOL. Er hört Podcasts und schaut viele Reels und Shorts auf Italienisch, aber er kann kein einziges Verb korrekt konjugieren.  

Ich habe viel weniger gesprochen und mich auf Situationen vorbereitet, indem ich Vokabeln, Sätze und Grammatik für diese Situationen gelernt and dann angewendet habe.

Die Unterschiede zwischen uns beiden haben mich auf die Idee gebracht, diese Podcast-Folge aufzunehmen und etwas detaillierter auf das Thema introvertierte und extrovertierte Sprachlerner einzugehen.

Weißt du, ob du eher introvertiert oder eher extrovertiert bist? Introvertierte Menschen sind oft ruhig. Sie denken viel nach und fühlen sich in kleinen Gruppen oder allein wohl. Extrovertierte Menschen hingegen sind oft laut (oder vielleicht empfinden wir Introvertierte sie nur als laut). Sie sind gesellig (sozial) und lieben es, mit anderen Menschen zu sprechen. Beim Sprachenlernen sprechen Introvertierte nicht gern in der Gruppe. Als Lehrerin hatte ich jedoch viele introvertierte Schüler, die in einem 1:1-Setting sehr kommunikativ waren.

Extrovertierte Lerner suchen sich eher einen Sprachpartner, üben gern mit vielen verschiedenen Menschen, benutzen viele verschiedene Materialien und probieren allgemein Vieles aus.

Schauen wir uns die Stärken und Schwächen beider Gruppen mal genauer an. Das wird keine komplette Liste. Es sind meine Erfahrungen aus den drei Wochen Sizilien und aus vielen Jahren Deutschunterricht.

Starten wir mit den Introvertierten. Wie lernen sie am besten? Was können sie gut und was fällt ihnen schwer?

Introvertierte lernen gern allein und brauchen Zeit, um neue Informationen zu verarbeiten. Oft haben sie Angst, im Gruppenunterricht laut zu sprechen und Fehler zu machen. Sie arbeiten gern mit Büchern, Podcasts, Videos oder digitalen Tools. Die Stärken von introvertierten Sprachlernern sind:

  1. Sehr gute Konzentration
  2. Genaues Hören und Lesen
  3. Strukturiertes Lernen

Als Schwäche hingegen sehe ich:

  1. Introvertierte haben wenig aktive Sprachpraxis
  2. Sie haben Angst, Fehler zu machen.

Vielleicht noch ein kurzes Beispiel, wie ein introvertierter Mensch Sprachen lernt. Wenn du introvertiert bist, ist folgendes Szenario wahrscheinlich: Du hörst und liest eine meiner Kurzgeschichten, markierst neue Wörter und beantwortest Verständnisfragen eher schriftlich als mündlich. Du verstehst viel mehr als du sagen kannst.

Du weißt, dass du mehr Sprachpraxis haben solltest, aber es fällt dir schwer. Ich rate dir, alle Texte laut zu lesen und dich selbst aufzunehmen. Als Mitglied im German with Stories Club kannst du jederzeit Sprachnachrichten in unserer Telegram-Gruppe schicken. Ideal wäre ein Dialog mit einem anderen Lerner, aber es hilft schon, wenn du diese Sprachnachrichten einfach aufnimmst und abschickst. Egal, ob jemand reagiert oder nicht. Ich weiß, dass das Überwindung kostet, aber ich weiß auch, dass du so viel sicherer beim Sprechen wirst.

Ok, schauen wir uns nun an, welche Stärken und Schwächen Extrovertierte haben, wenn sie eine neue Sprache lernen. Wie schon erwähnt, lernen sie viel durch Interaktion. Sie sprechen viel, auch wenn sie Fehler machen. Kommunikation ist für sie wichtiger als Perfektion. Sie lieben daher Gruppenunterrichte oder Sprachtandems.

Ihre Stärken sind also:

  1. Viel aktive Sprachpraxis
  2. Keine Angst vor Fehlern
  3. Lernen durch Tun (learning by doing)

Das klingt super und diese Art des Lernens wird auch viel propagiert, aber auch hier gibt es Schwächen. Extrovertierte reden meist mehr als sie hören, und oft hören sie nicht gut zu, weil sie es nicht abwarten können, selbst wieder sprechen zu dürfen. Außerdem ignorieren sie die Grammatik häufig komplett und machen ständig die gleichen Fehler.

Meinem Freund habe ich auf Sizilien folgende Tipps für sein Italienisch gegeben:

  1. Höre aktiv zu und achte auf Unterschiede zwischen deiner Lern- und deiner Muttersprache.
  2. Bitte Gesprächspartner um Korrekturen oder frage nach, wenn du ein Wort nicht kennst.
  3. Wiederhole neue Wörter bewusst, damit du sie beim nächsten Mal anwenden kannst.
  4. Schreibe kurze Texte, um die Grammatik zu üben. Hier ist ChatGPT sehr hilfreich.

Die meisten Menschen sind nicht 100% introvertiert oder 100% extrovertiert. Viele sind eine Mischung. Wichtig ist, dass du deine Stärken und deine Schwächen kennst. Egal, ob du eher introvertiert oder eher extrovertiert bist, folgende Tipps gelten für jeden Sprachlerner:

  1. Kombiniere verschiedene Methoden und trainiere sowohl Sprechen als auch Hören, Schreiben und Lesen.
  2. Wähle Themen, die dich interessieren.
  3. Arbeite regelmäßig, möglichst täglich, und nicht viele Stunden am Stück und dann eine Woche gar nicht.
  4. Nutze Technik: KI, Apps, Audio, Telegram. Alles kann helfen. Fokussiere dich auf das, was dir Spaß macht und was dir wirklich hilft, deine Sprachkenntnisse zu verbessern.

Und denke immer daran: Es gibt nicht den einen richtigen Weg, eine Sprache zu lernen. Wenn du eine Anzeige siehst, die das behauptet, ist das falsch. Wir lernen nicht alle gleich und jeder von uns hat verschiedene Phasen, wo mal das eine und mal das andere besser funktioniert. Bleib dir selbst treu, nutze deine Stärken, hab Geduld mit dir und bleib dran. Du willst und wirst dein Deutsch verbessern, aber es soll auch Spaß machen und vor allem solltest du mit Inhalten arbeiten, die du interessant findest. Oder über Dinge sprechen, die für dich interessant sind.

So, das war es für heute. Ich hoffe, dieser Podcast hat dir Spaß gemacht. Ein Transkript findest du auf meiner Website germanwithstories.com. Zahlende Mitglieder des German with Stories Club bekommen zusätzlich ein Worksheet und können das Themen Introvertiert oder Extrovertiert gern in der Telegram-Gruppe diskutieren. Den Club findest du unter patreon.com/germanwithstories. Bis bald.

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