Hi, ich bin Daniela und ich begrüße dich zu einer neuen Folge des Podcast. Heute geht es um Stereotypen über Deutschland und über Deutsche. Ich habe einen englischsprachigen Artikel gefunden, in dem 25 Klischees aufgelistet werden. Uff, das ist viel. Aber fangen wir einfach mal an. Ich sage dir zu jedem Klischee, ob es auf mich zutrifft und was ich allgemein darüber denke. Natürlich sollte klar sein, dass es nicht nur Unterschiede zwischen Ländern, sondern auch zwischen Generationen gibt. Aber das werde ich heute nicht diskutieren, sonst wird diese Folge wohl doch ein bisschen zu lang.
Ok, los geht’s:
Klischee Nr. 1: In deutschen Gärten stehen Gartenzwerge. Uff, warum muss das als erstes kommen? Zu meinem Elternhaus gehörte ein großer Garten und wir hatten nie Gartenzwerge. Auch meine Freunde in Deutschland haben keine Gartenzwerge. Natürlich gibt es die Dinger, aber ich würde sie nicht wirklich als typisch für Deutschland bezeichnen.
Klischee Nr. 2: Deutsche haben keinen Sinn für Humor. Meiner Meinung nach hängt das eher mit der Persönlichkeit zusammen. Ich selbst bin tatsächlich jemand, die über viele Witze gar nicht lachen kann. Habe ich deshalb keinen Sinn für Humor? Doch, aber nicht für platten Humor. Ich mag es eher subtil ironisch und finde es als introvertierter Mensch anstrengend, wenn man von mir erwartet, dass ich bei jeder Gelegenheit laut lache. Ich denke aber, dass ich bei diesem Thema nicht typisch deutsch bin. Deshalb: Doch, Deutsche haben Sinn für Humor.
Klischee Nr. 3: Deutsche arbeiten hart. Hier gibt es meiner Meinung nach einen klaren Unterschied zwischen den Generationen. In der Generation meiner Eltern und Großeltern war „hart arbeiten“ tatsächlich eine Tugend, heute nicht mehr. Im Vergleich zu Lateinamerika würde ich jedoch sagen, dass in Deutschland effizienter gearbeitet wird. Mein Lieblingsbeispiel ist da immer die Supermarktkasse. Wenn ich in Deutschland drei Leute mit vollem Einkaufswagen vor mir stehen habe, brauche ich dennoch nicht lange zu warten. In Argentinien oder Peru hoffe ich immer auf Kassen, wo maximal eine Person mit möglichst wenigen Produkten vor mir steht. Es dauert sonst nämlich unglaublich lange. Was Arbeitsstunden betrifft, verbringen Lateinamerikaner definitiv mehr Zeit am Arbeitsplatz als Deutsche, aber ich bezweifle, dass sie deswegen mehr arbeiten.
Klischee Nr. 4: Deutsche feiern nicht gern. Insgesamt würde ich sagen, dass das nicht stimmt, aber möglicherweise feiern andere Nationalitäten mehr. Auf mich persönlich trifft es zu 100% zu. Das ist wieder ein Introvertierten-Ding. Ich habe eine sehr liebe Freundin aus Brasilien, die ebenfalls introvertiert ist und Partys auch vermeidet wie der Teufel das Weihwasser.
Klischee Nr. 5: Deutsche sind groß, blond und haben blaue Augen. Äh nein, definitiv nicht, obwohl es natürlich Deutsche gibt, auf die das zutrifft. Ich selbst bin mit 1,58 m ziemlich klein, habe aber blaue Augen und meine natürliche Haarfarbe ist blond. Ok, war blond, denn mittlerweile wird es grau, aber da ich meine Haare schon lange dunkelbraun färbe, sieht man das zum Glück nicht.
Klischee Nr. 6: Deutsche sind pünktlich. Hier ein klares Ja und das ist auch etwas, was mir wichtig ist. Die Unpünktlichkeit der Latinos nervt mich bis heute, das muss ich ganz ehrlich sagen. Meiner Meinung nach ist es ein Zeichen von fehlendem Respekt, wenn man mich zum Beispiel auf der Straße oder in einem Café mehr als zehn Minuten warten lässt und nicht einmal Bescheid sagt.
Klischee Nr. 7: Deutsche tragen Dirndl und Lederhosen. Äh nein. Das ist traditionelle Kleidung aus Bayern und Österreich. Ich komme aus dem Norden und habe nie in meinem Leben ein Dirndl besessen. Man sieht diese Kleidung häufig auf dem Münchner Oktoberfest und ich denke, deshalb gibt es dieses Klischee.
Klischee Nr. 8: Deutsche Frauen haben Haare unter den Armen. Ok, das war früher tatsächlich so, aber seit mindestens 40 Jahren verhalten wir uns da im Allgemeinen genauso wie wohl die meisten Frauen weltweit. Als Unterschied sehe ich, dass deutsche Frauen die Haarentfernung eher selbst zu Hause machen, während es in Lateinamerika normaler ist, es machen zu lassen. Das mag auch daran liegen, dass solche Dienstleistungen in Deutschland viel teurer sind.
Klischee Nr. 9: Deutsche Männer tragen Socken mit Sandalen. Ja, das stimmt leider. Daran erkenne ich deutsche Touristen im Ausland, besonders in den Mittelmeerländern. Echt peinlich.
Klischee Nr. 10: Deutsche lieben ihr Auto. Keine Ahnung. Ich hatte zweimal im Leben ein Auto, bin nie gern gefahren und habe mein Auto definitiv nicht geliebt. Eigentlich sehe ich in Deutschland eher die Tendenz, dass Autofahren nicht mehr als positiv gesehen wird, wenn es sich nicht gerade um E-Autos handelt. Aber natürlich haben die meisten Deutschen weiterhin ein Auto.
Klischee Nr. 11: Es ist schwer, mit Deutschen Freundschaften zu schließen. Das stimmt, weil wir nicht sofort jeden als Freund sehen. Wir unterscheiden klar zwischen „Freund“ und „Bekannter“. Die meisten Menschen, die ich kenne, sind Bekannte. Wenn du mein Freund oder meine Freundin bist, ist das etwas Wichtiges für mich. In Lateinamerika bin ich zwar sofort „amiga“, aber oft ist das oberflächlich, Bekanntschaften halt. Wenn du es also geschafft es, mit einem Deutschen eine Freundschaft zu schließen, dann kannst du dich auf diese Person auch verlassen, wenn es dir mal nicht so gut geht.
Klischee Nr. 12: Deutsche sind Dichter und Denker. Ähm, nein. Das war vielleicht in der Vergangenheit mal so, aber die heutige junge Generation in Deutschland ist genauso fixiert auf Reels, lustige Bilder und Katzenvideos wie auch die jungen Leute anderswo. Ok, das ist jetzt vielleicht ein bisschen böse und natürlich gibt es Ausnahmen, aber meine Erfahrung ist, dass immer mehr Menschen immer weniger in der Lage sind, ein Buch mit 500 Seiten zu lesen oder sich eine Stunde lang wirklich auf ein Thema zu konzentrieren. Aber gut, das ist ein Thema für eine andere Folge des Podcast.
Machen wir weiter mit Klischee 13: Deutsche organisieren sich in Vereinen. Stimmt teilweise. Vor allem auf dem Land und bei Kindern. Jeder von uns war wohl irgendwann in seinem Leben Mitglied in einem Verein. Oft Sportvereine, aber auch andere Hobbys organisieren Deutsche oft mehr als andere Nationalitäten.
Klischee Nr. 14: Deutsche trinken gern Bier und essen Wurst mit Kartoffeln. Ja, Deutsche trinken gern Bier. Hier bin ich die Ausnahme. Ich mag kein Bier und habe es nie gemocht. Wenn ich Alkohol trinke, dann Wein aus Argentinien. Beim Klischee Wurst und Kartoffeln definitiv nein. Die original deutsche Küche ist nicht so super und deshalb essen wir ziemlich international. Das war schon so, als ich ein Kind war.
Klischee Nr. 15: Die Deutschen sparen viel und gern. Auch, wenn es auf mich nicht zutrifft, denke ich, dass das stimmt. Viele Deutsche fühlen sich nicht wohl, wenn sie nicht zumindest einen kleinen Betrag auf dem Sparkonto haben. Für schlechte Zeiten, hat meine Großmutter immer gesagt.
Klischee Nr. 16: Deutsche haben viele Versicherungen. Uff, ja, das stimmt auch. Einige Versicherungen sind obligatorisch, aber Deutsche haben die Tendenz, alles Mögliche absichern zu wollen. Hausratversicherung, private Unfallversicherung, Rechtschutzversicherung. Was auch immer. Was das betrifft, bin ich überhaupt nicht typisch deutsch. Die einzige Versicherung, die ich momentan habe, ist eine internationale Krankenversicherung.
Klischee Nr. 17: Das Wetter in Deutschland ist immer schlecht. Gut, aufgrund der geographischen Lage von Deutschland haben wir natürlich nicht das ganze Jahr über sommerliche Temperaturen und auch im Sommer kann es ziemlich kühle Phasen geben, aber das Wetter ist nicht immer schlecht. Mir persönlich gefällt das Klima in Deutschland nicht und es war ein Grund, warum ich das Land verlassen habe.
Klischee Nr. 18: Deutsche stehen früh auf. Ich stehe nicht früh auf, aber insgesamt würde ich sagen, dass dieses Klischee stimmt. Zwar werden die Arbeitszeiten flexibler, aber es ist weiterhin normaler um 8:00 Uhr im Büro zu sein als um 9:00 Uhr.
Klischee Nr. 19: In Deutschland funktioniert alles. Äh, nein. Meiner Meinung nach funktioniert in Deutschland in den letzten Jahren immer weniger bzw. dauern viele Sachen sehr lange. Das beste Beispiel dafür ist wohl die Deutsche Bahn mit ihren vielen Verspätungen und gecancelten Zügen. In Sachen Bürokratie und Digitalisierung ist Deutschland auch eher katastrophal. Ich brauchte zum Beispiel gerade zwei Dokumente mit Apostillen, eines aus Deutschland, eines aus Peru. In Peru bekomme ich so eine Apostille innerhalb von zwei Tagen, in Deutschland dauert es sechs bis acht Wochen.
Klischee Nr. 20: Deutsche reisen gern nach Mallorca. Das stimmt, weil es ein relativ billiges Reiseziel ist. Allerdings hat Mallorca mittlerweile einen schlechten Ruf als Partyinsel. Auch britische und niederländische „Alkohol“-Touristen treiben dort ihr Unwesen. Zum Glück nicht auf der ganzen Insel, denn Mallorca hat viel mehr zu bieten als diese Touristen-Hochburgen.
Klischee Nr. 21: Umweltschutz ist wichtig in Deutschland: Ja, das stimmt auch. Das fing so Anfang der 1990er an, dass wir den Müll trennen und versuchen, möglichst wenig Plastik zu benutzen. Über das Thema Umweltschutz werde ich bestimmt in einer späteren Folge des Podcast ausführlicher sprechen.
Klischee Nr. 22: Deutsche feiern Weihnachten mit Schnee. Hm, das ist eher selten der Fall, denn mit Ausnahme von Süddeutschland schneit es in Deutschland gar nicht so oft und die kältesten Monate sind Januar und Februar, also nach Weihnachten. Keine weiße Weihnacht. Oder selten.
Klischee Nr. 23: Deutsche reservieren sich im Urlaub die besten Liegen mit Handtüchern. Ich selbst habe als Erwachsene nie diesen typischen Hotel-, All-inclusive-Urlaub gemacht, aber es scheint zu stimmen, dass Deutsche oft früh aufstehen und noch vor dem Frühstück Handtücher auf die besten Liegen legen, um sie als „besetzt“ zu kennzeichnen. Eine Freundin hat mir erzählt, dass ihre Tochter das macht. Ich fürchte, die meisten anderen Nationalitäten würden gar nicht auf so eine Idee kommen und vor allem nicht deswegen im Urlaub früh aufstehen.
Klischee Nr. 24: Deutsche bleiben an jeder roten Ampel stehen. Ja, daran erkenne ich Deutsche in Lima oder Buenos Aires, wenn sie gerade erst angekommen sind. Tatsächlich riskiert man in Deutschland eine Strafe, wenn man bei Rot über die Straße geht und auf jeden Fall muss man mit missbilligen Blicken rechnen. Nach fast zehn Jahren jetzt außerhalb von Deutschland laufe ich natürlich über die Straße, wenn kein Auto in Sicht ist. Egal, welche Farbe die Ampel gerade hat.
Klischee Nr. 25, letztes Klischee: Deutsche wissen alles besser. Äh, ja, ich muss gestehen, dass wir diese Tendenz haben. Das schließt mich ein, aber ich bin mir dessen zumindest bewusst. Ich bin Mitglied in einigen deutschsprachigen und in einigen englischsprachigen Nomadengruppen und unter den Deutschen ist diese Besserwisserei schon sehr auffällig und oft wirklich nicht schön. Das ist meiner Meinung nach wohl eine unserer negativsten Eigenschaften.
So, geschafft, das waren meine Kommentare zu allen 25 Klischees. Ich hoffe, es hat dir gefallen. Die nächste Podcast-Folge ist dann wieder für Anfänger, aber vielleicht findest du es ja auch interessant, etwas über Luise aus Hamburg und ihre Familie zu erfahren. Falls nicht, hören wir uns hoffentlich in zwei Wochen wieder. Bis dann.