Hallo! Hier ist Daniela von German with Stories. Bald ist Weihnachten, also dachte ich mir, dass ich heute ein bisschen über Weihnachten spreche. Freust du dich auf Weihnachten? Feierst du Weihnachten oder lebst du in einem Land, wo es keine oder keine große Rolle spielt?
Ich erzähle dir in dieser Folge, wie ich Weihnachten früher in Deutschland verbracht habe und wie es heute für mich ist.
Als Kind habe ich zusammen mit meinen Eltern, meiner Schwester und meinen Großeltern im gleichen Haus gelebt. Da es ansonsten keine Verwandten in der Nähe gab, war es immer eine Weihnachtsfeier im kleinen Kreis. Du weißt vielleicht, dass die Geschenke in Deutschland am Abend des 24. Dezember verteilt werden. Wir Kinder sind also morgens aufgestanden und wussten, dass wir bis abends warten mussten. Natürlich waren wir den ganzen Tag sehr ungeduldig und haben genervt.
Als erstes haben meine Schwester und ich morgens die letzte Tür unseres Adventskalenders geöffnet. Kennst du Adventskalender? Man startet am 1. Dezember und jeden Tag holt man ein Stück Schokolade aus dem Kalender. Die Schokolade vom 24. Dezember ist am größten. Heute gibt es auch Adventskalender mit Spielzeug oder mit Süßigkeiten einer bestimmten Marke, aber in den 1970ern war das alles noch bescheidener. Außerdem bekamen nur die Kinder einen Adventskalender, während heute auch Erwachsene oft einen haben.
Nun denn, zurück zum 24. Dezember, dem Heiligabend. Vormittags konnte man noch einkaufen fahren, aber ab 14:00 Uhr waren dann alle Geschäfte geschlossen und öffneten erst am 27. Dezember wieder, denn der 25. und 26. Dezember sind in Deutschland Feiertage, der erste und der zweite Weihnachtstag.
Meine Eltern hatten die Einkäufe aber meist schon am Vortag erledigt, denn natürlich war es vor allem in den Supermärkten sehr voll. Ab 14 Uhr wurde es dann sehr ruhig in den Städten. Auch die Restaurants blieben an Heiligabend geschlossen. Grundsätzlich ist das heute immer noch so, aber in den 1970ern und 1980ern war an Heiligabend wirklich überall tote Hose, wie man so schön sagt. Es war also nichts los. Heiligabend war Familienzeit und man blieb zu Hause.
Bei uns gab es ungefähr um 18 Uhr Abendessen, allerdings nicht die typische Weihnachtsgans. Das war meiner Mutter zu aufwendig, da war sie pragmatisch. Nach dem Essen war es endlich Zeit für die Geschenke. Sowohl meine Schwester als auch ich bekamen drei oder vier Geschenke. Oder alternativ ein ziemlich teures Geschenk, wenn wir uns etwas sehr stark gewünscht hatten.
Andere Familien sind am Abend in die Kirche gegangen. Zu Weihnachten sind die Kirchen in Deutschland tatsächlich voll, obwohl die meisten Deutschen nicht mehr sonderlich religiös sind. Ich wurde zwar getauft, weil das damals noch üblich war. So nach dem Motto „Was sollen denn die Nachbarn sagen?“ Aber eigentlich hatte meine komplette Familie, also auch meine Großeltern, nichts mit Kirche am Hut. Deshalb sind wir auch zu Weihnachten nicht in die Kirche gegangen.
Am ersten Weihnachtstag sind wir mittags in ein Restaurant gegangen. Es war wichtig, vorher einen Tisch zu reservieren, denn viele andere Menschen machten das auch. Es war immer das gleiche Restaurant, ein kroatisches. Meine Eltern kannten die Besitzer seit vielen Jahren. Ich habe dort meine ersten kroatischen Wörter gelernt, daran kann ich mich gut erinnern. „Dobar dan“, guten Tag und „hvala“, danke.
Ah, einen Weihnachtsbaum hatten wir natürlich auch. Allerdings nur, bis ich 12 war. Denn ab dann hatten wir Katzen und nachdem die erste Katze in den Baum gesprungen und ihn umgeworfen hatte, beschloss meine Mutter, dass die Zeit des großen echten Tannenbaums vorbei war. Sie kaufte also einen kleinen Plastikbaum, den sie von nun an jedes Jahr aufstellte.
Trotz dieser durchaus netten Kindheitserinnerungen muss ich gestehen, dass ich kein großer Weihnachtsfan bin. In den letzten Jahren habe ich Weihnachten fast immer allein verbracht und fast immer auf der Südhalbkugel. Das bedeutet Weihnachten im Sommer und das funktioniert nicht, wenn du in der Nordhemisphäre aufgewachsen bist. Jedenfalls für mich nicht.
Ich nehme diese Podcast-Folge in Buenos Aires auf. Draußen sind es etwa 30°C. Natürlich gibt es auch Weihnachtsdekoration und natürlich ist Weihnachten in Südamerika genauso wichtig wie in Europa, aber ich schaffe es einfach nicht, hier ein Weihnachts-Feeling zu haben.
Nun fragst du dich vielleicht, warum ich über Weihnachten nicht nach Deutschland fliege. Wäre mir Weihnachten wirklich wichtig, würde ich das wahrscheinlich machen, aber zwei Gründe sprechen ganz klar dagegen und ich kann sehr pragmatisch sein.
Zum einen ist in Deutschland jetzt Winter und ich mag keinen Winter. Warum sollte ich aus dem jetzt sommerlichen Buenos Aires ins Kalte fliegen? Um ehrlich zu sein habe ich keine richtigen Wintersachen mehr. Ja, in Argentinien wird es im Winter auch kalt. In Patagonien kann man Skifahren. Aber im Juli/August, dem südamerikanischen Winter, bin ich nicht in Buenos Aires, sondern an einem Ort, wo es wärmer ist.
Der zweite Grund sind die Kosten. Die ganze Welt hat über Weihnachten und Neujahr Ferien. Naja, wahrscheinlich nicht die ganze Welt, aber ganz sicher ein großer Teil der Welt. Das bedeutet, dass die Kosten für Flüge und Unterkunft sehr hoch sind. Meine Kinder habe beide eine kleine Wohnung in Deutschland. Da kann ich zwei oder drei Nächte schlafen, aber nicht länger, zu wenig Platz. Meine Freundin hat zwar Platz, aber sie wohnt nicht in der Nähe meiner Kinder und da sie selbst eine große Familie hat, ist Weihnachten nicht der optimale Zeitpunkt, um sie zu besuchen.
Wie gesagt, wenn es mir wirklich wichtig wäre, würde ich fliegen, aber ich fühle mich hier wohl und habe auch kein Problem damit, Weihnachten allein zu verbringen. Ich werde einfach in Ruhe an neuem Content für German with Stories arbeiten. Das ist doch auch super, oder?
Also dann, wie und wo immer du Weihnachten verbringst, ich wünsche dir, dass du ein paar schöne Tage hast. Die nächste Podcast-Folge für B1/B2 gibt es in zwei Wochen. Das ist dann schon das Jahr 2024. Auch zu dieser Folge gibt es natürlich ein Transkript und ein Worksheet. Die Transkripte und Worksheets der ersten 10 Folgen waren ja kostenlos, ab heute kannst du sie als Teil des Season 1 – Intermediate-Pakets erwerben und bekommst dann sämtliche Transkripte und Worksheets direkt in deine Mailbox. Nähere Informationen findest du auf meiner Website germanwithstories.com.
Vielen Dank fürs Zuhören und bis bald.