Hallo, hier ist Daniela und ich begrüße dich zu einer neuen Folge des German with Stories Podcast. Kennst du Star Trek? In Deutschland hieß die TV-Serie „Raumschiff Enterprise“ und ich habe sie als Kind geliebt. Nun denkst du vielleicht: Was hat eine Science-Fiction-Serie mit Sprachenlernen zu tun? Also, es gab zwei Dinge, die mich bei „Raumschiff Enterprise“ fasziniert haben: Zum einen natürlich das Beamen. „Scotty, beam me up“, kennst du das? Es ist so schade, dass es so etwas bisher nicht gibt. Es wäre so praktisch, innerhalb von Sekunden auf der anderen Seite des Planeten zu sein und nicht Stunden in einem Flugzeug verbringen zu müssen.
Das zweite, was mich bei „Star Trek“ fasziniert hat, war die Fähigkeit der Besatzung des Raumschiff Enterprise mit allen Spezies problemlos kommunizieren zu können. Und um dieses Thema geht es in der heutigen Podcast-Folge. Also, natürlich nicht um die Kommunikation mit Außerirdischen. Aber wir haben ja auf der Erde genug Sprachen, die teilweise so unterschiedlich sind, dass es bei manchen Fremdsprachen wirklich sehr schwierig ist, sie zu lernen. Im Zweiten Weltkrieg benutzten US-Militärs Navajo-Muttersprachler, um wichtige Nachrichten zu übermitteln. Navajo ist eine indigene Sprache Nordamerikas, die als extrem kompliziert gilt. Oder denk mal an die Klicksprache der Buschmänner in Afrika. Kannst du dir vorstellen, so eine Sprache zu lernen? Ich nicht. Ich bin schon bei den Tönen diverser asiatischer Sprachen überfordert. Andere Menschen hingegen verzweifeln an der komplizierten Grammatik vieler slawischer Sprachen oder an den agglutinierenden Sprachen wie Ungarisch oder Finnisch.
Aber wird die nächste Generation überhaupt noch Sprachen lernen müssen? Wird nicht in spätestens 20 oder 30 Jahren die Künstliche Intelligenz so weit sein, dass sie uns ähnlich wie bei „Raumschiff Enterprise“ alles simultan übersetzt? Tatsächlich denke ich, dass das der Fall sein wird und es in nicht allzu ferner Zukunft für Menschen genauso normal sein wird, mit Hilfe von KI zu kommunizieren, wie wir heute Videocalls mit Freunden oder Kunden auf anderen Kontinenten machen. Ich habe in den 1990er Jahren in Brasilien gelebt und meine Familie und Freunde in Deutschland waren unglaublich weit weg. Ab und zu haben wir telefoniert, aber immer nur wenige Minuten, weil es sehr teuer war. Es gab schon Internet und Email, aber auch das war teuer, langsam und man konnte nur schreiben. Smartphones gibt es erst seit etwa 15 Jahren, aber viele von uns können uns ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen.
In Ungarn habe ich es 2016 das erste Mal erlebt, dass eine Frau mir eine Nachricht auf Ungarisch in Google Translate sprach, weil ich sie nicht verstanden hatte und sie nur Ungarisch sprach. Die deutsche Übersetzung, die Google lieferte, war damals noch ziemlich schrecklich, aber verständlich.
Heute sind die Übersetzungen zumindest zwischen den großen Sprachen ziemlich gut. Nicht perfekt, aber es nimmt den Menschen viel Arbeit ab. Zum Beispiel lasse ich die Untertitel meiner Videos automatisch ins Englische übersetzen. Danach kontrolliere ich die Übersetzung und korrigiere einige Sachen. Vor allem bei idiomatischen Ausdrücken gibt es immer noch Probleme. Aber KI lernt sehr schnell und ich bin überzeugt davon, dass menschliche Übersetzer irgendwann nicht mehr benötigt werden.
Aber wie sieht das mit der zwischenmenschlichen Kommunikation aus? Werden wir das in Zukunft auch alles von KI machen lassen? Ich persönlich denke, dass das irgendwann im beruflichen Kontext oft der Fall sein wird. Auf internationalen Konferenzen oder bei Begegnungen von Politikern unterschiedlicher Länder übersetzen heute Simultandolmetscher, d.h. die Kommunikation ist auch nicht direkt. Meistens haben die Personen einen Knopf im Ohr und hören, was der Dolmetscher sagt. Was spricht dagegen, dass zukünftig eine KI auch im Büro dolmetscht? Das ist der professionelle Bereich. Ich denke, dass sich die KI hier am schnellsten durchsetzen wird und dass viele Arbeitsstellen in der Zukunft nicht mehr von Sprachkenntnissen abhängen werden. Wir werden also wahrscheinlich mit Knopf im Ohr oder einem implantierten Chip herumlaufen. Oder vielleicht wird es komplett anders funktionieren.
Aber was ist im privaten Bereich? Macht es im Jahr 2024 noch Sinn, eine Fremdsprache zu lernen? Und wie wird es im Jahr 2040 aussehen? Natürlich kann ich nicht in die Zukunft schauen, aber ich denke, wir sollten weiterhin Fremdsprachen lernen. Meiner Meinung nach ist es nämlich keine gute Idee, sich komplett auf Technologie zu verlassen. Ich bin ohne Internet zur Schule und zur Uni gegangen und habe ganz traditionell mit Büchern gelernt. Das war nicht immer optimal, aber ich behaupte mal, dass ich eine bessere Allgemeinbildung habe, als ein Großteil der Generation, die nach 1990 geboren wurde. Diese Generation hat alle Informationen online zur Verfügung, aber gleichzeitig zeigen Studien aller Art, dass in vielen Ländern die Schulleistungen immer schlechter werden. Früher haben wir uns in Deutschland über die Amerikaner lustig gemacht, die in der Schule keine englische Grammatik lernten und keine Ahnung hatten, was ein Verb oder ein Substantiv ist. Heute sieht es bei deutschen Schülern oft nicht besser aus. Von Geografie oder Kenntnissen darüber, wie das politische System des Heimatlandes funktioniert, will ich gar nicht sprechen. Natürlich sind heute nicht alle jungen Menschen dumm und früher waren wir nicht alle schlau, aber ich persönlich sehe eine Tendenz, die mir nicht gefällt. Kann natürlich sein, dass ich einfach alt werde und immer mehr zu „Früher war alles besser“ neige. Glaube ich aber nicht. Ich mag die neuen Technologien, benutze selbst KI und lerne gern neue Dinge.
Viele Studien zeigen, dass das Erlernen einer Fremdsprache gut für unser Gehirn ist. Es soll sogar vor Alzheimer Demenz schützen. Warum also sollten wir etwas aufgeben, selbst wenn es nicht mehr unbedingt notwendig ist? Es ist ein bisschen ähnlich wie ein Instrument spielen. Es ist nicht notwendig. Wir brauchen nur einen Knopf drücken und schon hören wir die Musik, die uns gefällt. Künstliche Intelligenz kann jetzt auch schon komponieren und Musik produzieren. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass Menschen weiterhin Klavier oder Gitarre spielen möchten. Oder nehmen wir das Beispiel Bücher. Als es mit den eBooks anfing, hieß es, in einigen Jahren gäbe es keine richtigen Bücher mehr. Nun, es gibt immer noch jede Menge Buchläden und fast alle Menschen, die ich kenne, bevorzugen Bücher aus Papier. Meine Graded Readers werden auf Amazon zu fast 70% als Taschenbücher verkauft. Macht auch Sinn, weil du mit solchen Büchern normalerweise aktiv arbeitest und sie nicht nur liest. Das Kindle-Format ist dafür nicht optimal, PDF eBook funktioniert besser.
Also, ich bin optimistisch, dass die Menschen auch in Zukunft weiterhin Fremdsprachen lernen wollen und werden. Wir können uns dabei von KI auf intelligente Art und Weise helfen lassen. Zum Beispiel kann man mit ChatGPT sehr gut einen schriftlichen Dialog führen und sich korrigieren lassen. Probier’s mal aus, falls du es noch nicht gemacht hast.
Davon abgesehen gibt es weltweit immer noch eine Menge Menschen, für die Technologie nicht selbstverständlich ist. Ja, auf Social Media scrollen können die Jüngeren anscheinend alle, aber bis alle Menschen auf diesem Planeten mit Knopf im Ohr oder implantiertem Chip herumlaufen wird es sicherlich noch sehr lange dauern. Oder vielleicht auch nie passieren. Im zwischenmenschlichen Kontakt finde ich persönlich es viel schöner, ohne Technologie kommunizieren zu können. Oder in einer Beziehung. Es kann natürlich sein, dass das die Millenials und die Gen Z anders sehen, weil die Technologie für sie ganz anders zum Alltag gehört als für mich, aber ich habe den Eindruck, dass auch viele jüngere Menschen merken, dass viele Veränderungen doch sehr schnell passierten und wir zumindest im privaten Bereich vielleicht einen Gang zurückschalten sollten und uns wieder mehr auf menschliche Qualitäten besinnen sollten.
Wie gesagt, ich verteufle die neuen Technologien nicht. Ich arbeite mit ihnen und benutze sie auch zum Sprachenlernen. Aber ich möchte nicht total abhängig von ihnen werden.
Außerdem ist Sprachenlernen etwas, worauf du stolz sein kannst. Wenn du zum Beispiel diese Podcast-Folge hörst und ganz gut verstehst, bedeutet das, dass du viele Stunden deines Lebens damit verbracht hast, die deutsche Sprache zu lernen. Und vor allem bedeutet es, dass du erfolgreich warst. Und eine Sprache lernen bedeutet ja nicht nur, Vokabeln und Grammatik zu pauken. Du lernst immer auch die Kultur eines oder sogar mehrerer Länder kennen. Das ist das, was ich so unglaublich interessant finde. Wir Menschen haben viele Gemeinsamkeiten, aber es gibt auch sehr viele Unterschiede. Du merkst das, wenn du ins Ausland reist. Und auch wenn die meisten Deutschen, Österreicher und Schweizer mehr oder weniger gut Englisch sprechen, freuen wir uns, wenn ein Besucher uns auf Deutsch anspricht und einfach „Danke“ statt „Thank you“ sagt.
Und wenn du dich entschließt, in einem anderen Land zu leben, wirst du irgendwann die Sprache lernen wollen. Sofern du nicht völlig ignorant bist. Es gibt ja Menschen, die ins Ausland ziehen und dann praktisch ihr ganzes Leben in ihrer Expat-Bubble verbringen. Da frage ich mich dann immer, warum die überhaupt in ein anderes Land gezogen sind. Okay, besseres Wetter ist oft ein Grund bei Rentnern, aber das ist eine kleine Gruppe, denen ich verzeihen kann, wenn sie die Landessprache nicht lernen. Alle anderen Menschen sollten meiner Meinung nach die Sprache ihres Landes, ihres Gastlandes lernen, wenn sie dort permanent leben möchten und nicht nur ein oder zwei Jahre.
Ich habe als Deutschlehrerin mit Menschen aller möglichen Nationalitäten gearbeitet. Viele haben in Deutschland, Österreich oder der Schweiz gelebt und ausschließlich auf Englisch gearbeitet. Am Anfang waren sie nicht sicher, ob sie lange bleiben würden und ob es sich lohnen würde, Deutsch zu lernen. Ist ja schließlich keine einfache Sprache. Aber irgendwann fanden sie es peinlich, die Sprache nach ein oder zwei Jahren im Land immer noch nicht zu sprechen. Wie gesagt, für den Job brauchten sie es nicht, aber privat ist es einfach angenehmer. Das ist auch der Grund, warum ich viele osteuropäische Länder zwar sehr mag, mich aber in Lateinamerika wohler fühle. Mein Spanisch und Portugiesisch sind nicht perfekt, aber ich kann in beiden Sprachen alles machen, was für ein normales Leben notwendig ist. Auch für mich gilt, dass ich momentan beruflich nur Deutsch und Englisch brauche, aber ich würde nicht ohne Spanischkenntnisse in Argentinien leben wollen.
Naja, und natürlich liebe ich es, Fremdsprachen zu lernen und bin davon überzeugt, dass es in Zukunft weiterhin große Gruppen von Menschen geben wird, die eine Fremdsprache als Hobby lernen. Auch da hatte ich immer wieder Schüler als Beispiele. Ich arbeite seit vielen Jahren mit einem Anwalt in Texas, der so ungefähr mit 60 angefangen hat, Deutsch zu lernen und es heute ausgezeichnet spricht. Genauso wie Menschen als Hobby Klavier spielen lernen oder Bücher lesen oder Schallplatten sammeln und hören.
Deshalb ist meine Antwort auf unsere Frage: Wahrscheinlich ist es in 30 oder 40 Jahren nicht mehr notwendig, eine Fremdsprache zu lernen, um effektiv mit anderen Menschen zu kommunizieren, aber viele Menschen werden trotzdem weiterhin Fremdsprachen lernen. Schauen wir mal, was die Zukunft so alles bringt. Jetzt sage ich erst einmal danke fürs Zuhören. In zwei Wochen gibt es die nächste Podcast-Folge für B1/B2-Lerner.