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Wer war Widukind?
Hallo und guten Tag! Hier ist Daniela von German with Stories.
Heute erzähle ich dir die spannende Geschichte von Widukind, einem der bekanntesten Anführer der Sachsen.
Er lebte vor über 1200 Jahren, im 8. Jahrhundert – also zu einer Zeit, in der es noch keine Deutschlandkarte, keine Bundesländer und keine Demokratie gab. Die Menschen lebten in Stämmen, und einer dieser Stämme waren die Sachsen.
Ich selbst wurde in Herford geboren, einer kleinen Stadt in Nordrhein-Westfalen. In Herford war ich gerade zwei Wochen zu Besuch, denn meine Eltern und meine Freundin Jutta leben dort. Wenn ich in Herford bin, übernachte ich immer bei Jutta. Meine Eltern haben zwar ein Haus, aber es ist alt und hat viele Probleme, weil schon meine Großeltern nie Geld für Renovierung ausgeben wollten. Nun gut, aber meine Familie ist nicht Thema dieses Podcast.
Herford nennt sich auch die “Wittekindsstadt”, weil Widukind hier eine besondere Rolle gespielt hat. Widukind und Wittekind, das ist die gleiche Person. Der Originalname war Widukind, aber heute sagen die meisten Menschen in der Region Herford Wittekind.
Widukind war ein sächsischer Herzog, also ein mächtiger Anführer seines Volkes. Die Sachsen lebten in dem Gebiet, das heute Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Teile von Sachsen-Anhalt sind, also im Norden vom heutigen Deutschland.
Damals versuchte ein anderer Herrscher, Karl der Große, sein Reich zu vergrößern. Er wollte, dass alle Menschen in seinem Reich Christen werden und seinen Regeln folgten. Aber Widukind und die Sachsen glaubten noch an ihre alten Götter, wie Donar und Wotan. Und sie wollten frei bleiben – ohne einen König aus dem Süden.
Deshalb begann ein langer und harter Krieg, der fast 30 Jahre dauerte. Widukind kämpfte immer wieder gegen die Franken. Die Franken waren das Volk von Karl dem Großen. Widukind war mutig, schlau und ein guter Redner. Viele Sachsen folgten ihm und glaubten, dass er sie beschützen konnte. Er wurde so etwas wie ein Held – ein Symbol für Widerstand und Freiheit.
Mehrmals musste Widukind fliehen, manchmal sogar ins heutige Dänemark. Aber er kam immer wieder zurück und kämpfte weiter.
Karl der Große war aber auch nicht schwach. Seine Armee war sehr groß und gut organisiert. Und er war sehr hart: Im Jahr 782 ließ er bei Verden über 4.000 Sachsen hinrichten, weil sie sich gegen ihn gewehrt hatten. Hinrichten bedeutet, dass Karl der Große die Sachsen getötet hat. Dieses Ereignis ist als das “Blutgericht von Verden” bekannt.
Im Jahr 785 passierte dann etwas Unerwartetes:
Widukind ging zu Karl dem Großen – nicht mit dem Schwert, sondern in Frieden. Er ließ sich taufen und wurde Christ. Warum er das tat, weiß niemand genau. Vielleicht wollte er sein Volk schützen. Vielleicht war er müde vom Kämpfen. Oder er sah, dass die Sachsen den Krieg nicht gewinnen konnten.
Seine Taufe war ein starkes Zeichen. Sie bedeutete: Der Krieg ist vorbei. Die Sachsen gehören jetzt zum Frankenreich.
Nach seiner Taufe verschwindet Widukind aus den Geschichtsbüchern. Einige sagen, er wurde Mönch. Andere glauben, dass er einfach ein ruhiges Leben führte. Es gibt viele Legenden über ihn – einige sagen sogar, dass er heimlich weiter gegen die Franken kämpfte. Aber sicher ist das alles nicht.
In meiner Heimatstadt Herford erinnert viel an Widukind.
Viele Menschen hier sind stolz auf diese Verbindung. Für sie ist Widukind nicht nur ein Name aus einem alten Buch. Er steht für Stolz, Freiheit und Mut – auch wenn er am Ende Frieden schloss.
So, ich hoffe, dir hat diese kleine Reise in die Vergangenheit gefallen. Was denkst du – war Widukind ein Held oder ein Realist? Hätte er weiterkämpfen sollen oder war es gut, dass er Christ geworden ist und seinem Volk so Frieden gebracht hat?
Eigentlich wollte ich diese Folge schon vor zwei Wochen aufnehmen und veröffentlichen. Als ich noch in Herford war. Aber ich hatte zu viele private Termine, dann bin ich zu meinen Kindern nach Süddeutschland gefahren und jetzt bin ich schon in Italien. Ich denke, auf die nächste Podcast-Folge wirst du nicht so lange warten müssen. Ich habe schon eine kleine Liste mit Themen und jetzt ist auch alles wieder ruhiger.
So, für heute verabschiede ich mich und wünsche dir weiterhin viel Spaß beim Deutschlernen.