23. Interview mit Dr. Gareth Popkins

Words in brackets and italics are small corrections made by me when Gareth made a minor mistake. Also, as a note: the word “auch” is never at the end of a sentence in German.

I didn’t correct the sentence structure/word order because it’s never 100% correct, even for native speakers in informal conversations. When I record a podcast on my own, I take notes beforehand and am much more focused, so the sentence structure is almost always correct. That’s not the case here.

Please check out Gareth’s website, Instagram and YouTube channel: 

How to get fluent website | Instagram Dr Popkins German | YouTube  

Hallo, mein Name ist Daniela und ich freue mich, dass du dabei bist. Die heutige Folge ist ein bisschen anders, weil du nur wenig von mir hören wirst. Stattdessen habe ich den britischen Polyglott Dr. Gareth Popkins gebeten, ein wenig von seinen Erfahrungen mit Deutsch und anderen Sprachen zu erzählen. Anders ist auch, dass das Transkript mit Vokabelliste Deutsch – Englisch dieser Folge für alle frei verfügbar ist. Einen Link zum Transkript findest du in der Beschreibung zu dieser Podcast-Folge. Ok, los geht’s mit dem Interview.

Hallo Gareth, schön, dass du hier bist. Willst du dich erst kurz vorstellen? Wer bist du? Wo wohnst du?

Ja, natürlich. Zuerst vielen Dank, Daniela, für die Einladung. Es freut mich sehr, am Podcast teilnehmen zu dürfen. Ich heiße Dr. Gareth Popkins. Ich bin in Nordengland groß geworden und interessiere mich sehr für Sprachen. Sprachen lernen, Sprachen unterrichten, Methodik usw. Ich wohne jetzt in London und ich habe aber in verschiedenen Ländern gewohnt. Ich reise sehr gerne auch. Ja, das bin ich.

Ok. Wir kennen uns ja auch schon länger und ich freue mich sehr, wieder mal mit dir sprechen zu können. Wann hast du angefangen, Deutsch zu lernen?

Also, eigentlich schon in der Schule, mit so 12 Jahren, aber die Geschichte war nicht so erfolgreich. Ich habe die Sprache nur zwei Jahre gelernt und dann sofort aufgegeben. Wir mussten mit 16 nur eine Fremdsprache machen und ich habe weiter mit Französisch gemacht. Die deutsche Sprache war für mich einfach zu kompliziert mit den ganzen Fällen. Und obwohl der Lehrer sehr gut war, habe ich nichts kapiert. Ich erinnere mich, einmal, wir mussten, wir mussten eine Prüfung machen, das war so eine Art Lücken-Füll-Text und man musste die Endungen von den Adjektiven ausfüllen und das, ich musste einfach nur raten, ich hatte die Grammatik einfach nicht verstehen (verstanden). Aber es ging dann erst so zehn Jahre später richtig bei mir los, als ich schon Doktorand war, und dann habe ich mich dafür (dazu) entschlossen, ich will weiter, ich will wieder Deutsch lernen und seitdem, dann, das ist schon seit langer Zeit, vor dreißig Jahren jetzt, habe ich erst angefangen, die Sprache richtig zu lernen und das tue ich noch.

Und dann war es leichter für dich, als du zehn Jahre später nochmal den zweiten Start gemacht hast?

Ja, das kann man sagen. Inzwischen hatte ich andere Sprachen schon gelernt und, ja, ich verstand den Vorgang, was man machen soll, besser, ich habe mich selber besser verstanden, was für mich interessant ist, wie ich mich mit der Sprache auseinandersetzen soll. Ich habe auch richtig verstanden, dass es nicht von heute auf morgen passiert. Aber ich hatte auch die Möglichkeit, Zeit in Deutschland zu verbringen und das war für mich auch … nicht der Schlüssel, weil ich glaube nicht, dass, man muss im Aus…, in dem Land wohnen, aber es hat mir so ein Ziel gegeben. Ich habe wieder angefangen, weil ich wusste, dass ich jetzt die Möglichkeit habe, in Deutschland zu wohnen, und dann, sozusagen, habe ich dasselbe wieder angepackt. Und dann später noch, so 15 Jahre später, war ich so auf Niveau B2. Nach mehreren Jahren in Deutschland habe ich gedacht, ok, ich will weitermachen, ich will die C1-Prüfung bei dem Goethe-Institut machen und dann habe ich mich wieder so mit der Sprache intensiv beschäftigt. Das war so 2014/15 und dann, glaube ich, haben wir uns kennengelernt, als du, als wir, als du mir als Lehrerin geholfen hast und das ist schon neun, zehn Jahre her. Das ist die Geschichte. Man lernt ständig natürlich, obwohl ich ja so sehr lange Deutsch spreche, mehr oder weniger, kommen immer Fehler vor. Man hört nie auf zu lernen, besonders, wenn man, wie ich, nicht besonders sprachbegabt ist, einfach viel Begeisterung davon (dafür) hat. Es gibt immer mehr zu lernen und man versucht ständig, sein Niveau zu verbessern.

Hast du Tipps für Deutschlerner, die jetzt ein Niveau B1/B2 haben, und nicht wissen, was sie machen sollen, um dein Niveau zu erreichen, also C1/C2?

Ich würde sagen, es ist ein Unterschied zwischen B1 und B2. Zuerst, auf allen Niveaus finde ich, man muss einfach dranbleiben. Das ist das Wichtigste. Und manchmal fühlt es sich sehr sehr, kommt es einem sehr sehr schwierig vor, fast unmöglich, dann kommt so ein Durchbruch. Aber nur, wenn man dranbleibt. Bei B1 hat man noch nicht die ganzen Strukturen gelernt. Es kommt neue Grammatik ständig, die Vokabeln sind noch, der Wortschatz ist noch relativ begrenzt. Also, man muss mit Struktur arbeiten, mit einem Kurs, finde ich, aber man muss auch sehr viel zuhören. Ja, das Hören ist sehr sehr wichtig für mich. Deshalb ist so ein Podcast wie dieser super. So ein Ding, das gab’s nicht vor 30 Jahren, als ich dann  angefangen habe zu lernen. Also, viel zuhören, weitermachen. Bei B2 ist es so, dass, man muss Themen aussuchen, auch bei B1, die für sich (für einen) interessieren, interessant sind, ich finde. Und man muss versuchen, schon bei B2, Inhalte zu finden, die auch mehr für Muttersprachler gemacht wurden. In den Bereichen, die dich interessieren, ja? Und auch ein Problem bei B2 kann sein, dass es so Fehler gibt, die so tief eingebettet sind, ja? Sodass ein Feedback wichtig ist, auch auf diesem Niveau, auch auf C1 und C2. Es ist gut, finde ich so, mit einem Lehrer, einer Lehrerin zu arbeiten, um einfach Korrektur zu bekommen, ja? Zuerst, viel viel sprechen, viel viel hören, lesen und schreiben, aber ein bisschen Feedback ist auch, finde ich, nicht schlecht, auch bei B1 und Hören auch.

Du hast selbst einen Kurs entwickelt, „Weekly German Workouts“. Was ist das? Für wen ist das? Was kann man damit lernen?

Ja, das ist für Studenten, Studentinnen, die auf Niveau A2 sind und in die Mittelstufe, auf B1, hochklettern möchten, wenn man das so sagen kann. Das habe ich nicht allein entwickelt, sondern mit Muttersprachlern, mit ein paar Lehrerinnen und ich wollte Leuten helfen, die sich … sich sicherer im Gespräch zu fühlen. Und ich konzentriere mich dort drin auf das Zuhören. Zentral ist, dass man jede Woche neu, ein neues Gespräch bekommt. Man soll gut zuhören. Eine Schlüsselmethode bei mir ist, sind die Diktate oder Diktierübungen, ja. Dadurch wird man gezwungen, man hört zu, man schreibt nieder, man schreibt auf, was man hört, wirklich richtig zuzuhören. Man kann das ein zweites, drittes, viertes Mal (ab)spielen und da bekommen (haben) meine Studenten viel Erfolg damit. Das wirkt irgendwie sehr gut für sie. Und ich unterrichte auch … oder ich und die Lehrerinnen, wir unterrichten, die Grammatik und den Wortschatz immer anhand (von) Beispielen, ja? Es wird das Allgemeine aus dem Spezifischen rausgehört, sodass man immer so einen Zusammenhang hat. Ja, und die Studenten und Studentinnen, die teilgenommen haben, sind damit sehr zufrieden, finde ich. Das andere, was ich jetzt mache, das ist jetzt ein neues Projekt bei mir, ist in … ich habe noch ein, jetzt, ein neues Instagram, @drpopkinsgerman, wo ich täglich Mini-Lektionen anbiete, bei (mit Hilfe von) Reels, diese Kurz-Videos, und ich versuche jeden Tag so ein paar Phrasen vorzustellen. Das ist sehr viel Arbeit, aber das mache ich jetzt seit mehreren Monaten, es macht auch riesig Spaß.

Ok, das klingt interessant. Ich lasse für unsere Zuhörer einen Link zu deiner Website und zu deinem Instagram da. Ok, sprechen wir über andere Sprachen. Lassen wir Deutsch jetzt ein bisschen weg. Du sprichst noch weitere Sprachen und du lernst auch kontinuierlich Sprachen. Welche Sprachen sprichst du genauso gut oder vielleicht sogar besser als Deutsch und welche Sprachen lernst du momentan?

Also, meine anderen C1-Sprachen, wenn man es so sagen darf, sind Russisch und Walisisch. Das ist eine keltische Sprache, das ist kein Dialekt vom Englischen. Die wird in Wales gesprochen. Mein Großvater war Waliser und das hat mit meiner Identität, meinen Wurzeln zu tun, sozusagen. Und dann auch Französisch. Es gibt mehrere Sprachen, wo ich so angefangen habe und so Pause gemacht habe, aber dann auf Niveau B1 bin ich oder an der Grenze B1/B2 mit dem Baskischen. Das ist eine sehr exotische Sprache natürlich, aus Nordspanien und Südwestfrankreich. Und auf Niveau so A1/A2 Grenze hoffentlich mit dem Japanischen jetzt, die (das) ich seit vier Jahren lerne. Bei mir geht’s normalerweise ziemlich langsam voran, weil, ja also, man versucht eigentlich zu viele verschiedene Dinge zu tun, und sowieso habe ich keine Eile beim Sprachenlernen.

Und Japanisch ist deine erste nichteuropäische Sprache?

Nein, das nicht. Also Baskisch zuerst natürlich, das ist so überhaupt mit anderen Sprachen nicht verwandt, aber ich habe auch ein bisschen, auch vor 25, 30 Jahren mit dem Finnischen angefangen und mit dem Ungarischen. Wir haben uns einmal (getroffen), das fällt mir jetzt ein, Daniela, in Budapest, wir waren in Budapest. Erinnerst du dich? Wir waren im Workshop. Das war auch so 2015.

Mit Richard Simcott, die Polyglot Workshops.

Ja, und ich war wieder in Budapest im Oktober und habe ich dann ein bisschen vorher, so ein paar Monate vorher, habe ich angefangen wieder mit dem Ungarischen, nach einer Pause von zehn Jahren. Natürlich war das Niveau bei mir sowieso nie so gut, aber obwohl es ein bisschen eingerostet war, dann gab’s noch viel tief drin im Gedächtnis und ich versuche das so ein bisschen wieder so ins Leben zu rufen sozusagen.

Hast du schon einmal eine Sprache angefangen und dann aufgehört, weil sie zu schwierig war oder weil du kein Interesse mehr hattest?

Nein! Also, ich würde sagen, ich bin nicht so ein Mensch, der versucht, ein bisschen zu machen. Ich will immer lieber tiefer reindringen. Ich fange immer an mit der Absicht, dass ich mich irgendwann relativ frei in dieser Sprache unterhalten kann, als Ziel. Das habe ich so auf Niveau B2 irgendwo, irgendwann. Aber die Tatsache ist natürlich, man hat nur begrenzte Möglichkeiten. Man versucht so viel zu tun, so viele verschiedene Sachen zu tun, wie gesagt, so dass, ja, wie erwähnt, dann fing ich mit dem Finnischen an vor 30 Jahren und ich mache Pause jetzt auch seit 20 Jahren. Aber ja, ich komme auch irgendwann wieder zurück zum Finnischen auch und zur (zum) Italienischen auch. Mit Portugiesisch auch. Hier in der Nähe, in der Stadt, in London, wo ich wohne, gibt’s viele Leute aus Portugal und man hört die Sprache auch, finde ich, eine sehr schöne Sprache. Ja, also, ich habe nie mit einer Sprache angefangen, wo ich denke, ich mag die Sprache nicht oder das ist mir zu langweilig oder zu schwierig. So sehe ich das eher als eine Herausforderung, finde ich, mit den schwierigeren Sprachen, ja. Aber es kann sein, dass manche Zuschauer sagen werden, natürlich, wenn der Typ 20 Jahre nichts mehr gemacht hat, hat er eigentlich aufgegeben. Das ist eigentlich eine Interpretationssache.

Eine lange Pause.

In meinem Kopf nicht, in meinem Kopf ist es noch eine Pause.

Welche Sprache fandest du dann am schwierigsten? Von den Sprachen, die du wirklich schon gut sprichst?

Ja, ich habe so …. Ich muss sagen, dass Russisch keine leichte Sprache ist für einen, der Englisch als Muttersprache hat. Wenn man Polnisch spricht als Muttersprache oder Kroatisch oder was, dann ist das eine andere Sache.

Auch mit Deutsch als Muttersprache ist es nicht einfacher. Ich lerne es seit drei Jahren, Russisch.

Ja, ihr habt Fälle und Genus, Fälle und Genus habt ihr im Deutschen, obwohl es sich sehr vom Russischen unterscheidet. Aber Russisch ist kompliziert, die sechs Fälle, die man hat. Das ist nur vier im Deutschen. Die Wortbetonung ändert sich auch manchmal. Und die Verben, die Verben sind sehr kompliziert. Das braucht viel, viel Zeit, also, aber dafür eine sehr schöne Sprache.

Ok, gut, das beruhigt mich jetzt, weil ich bin ein bisschen mit Russisch am Verzweifeln, weil ich es auch als sehr kompliziert empfinde.

Aber du hast Slowakisch gelernt, oder nicht?

Ich habe ein bisschen Tschechisch …

Tschechisch, ja. Ok, dann, das Gute daran ist, alle diese slawischen, slawistischen Sprachen, die sind sehr nahe aneinander, finde ich. Und wenn man eine gelernt hat, das ist wie Französisch und Spanisch, Italienisch. Das Verbsystem mit Französisch oder Spanisch ist sehr kompliziert. Alle diese verschiedenen Zeiten, Subjunktiv und so. Wenn man eine gemacht hat, alle sind, ja, es ist noch Arbeit, aber das ist nach demselben Muster sozusagen. Und so ist es auch …. Ja, natürlich gibt’s auch Unterschiede und das kann manchmal gefährlich sein, aber es geht sowieso schnell, wenn man innerhalb von einer Sprachfamilie mit einer zweiten Sprache anfängt, finde ich.

Noch eine letzte Frage an dich. Du gehst immer zu den Polyglot Gatherings und zur Polyglot Conference, die letztes Jahr in Budapest war. Warum gefällt dir das so sehr? Was machst du dort oder was passiert da?

Ja, richtig, und das war der Grund, warum ich wieder mit Ungarisch angefangen habe, so im letzten, im letzten Sommer. Und ich war immer dabei, auf diesen Tagungen, diesen Konferenzen. Die sind für Leute, die Sprachen gerne lernen. Man muss sich nicht Polyglott nennen, der viele Sprachen spricht. Es reicht, wenn man eine Fremdsprache lernt. Was wichtig ist, ist Begeisterung, Interesse, ja? Es macht immer Spaß, nicht wahr, mit Leuten, die dieselben Interessen wie einem (wie man selber) hat und wie einer hat und dann kann man, ja, neue Ideen bekommen. Man kann die Sprachen üben. Man hört die verschiedenen Vorträge an, die immer sehr interessant sind. Ich habe auch selber sehr oft Vorträge dort gehalten und ich finde das immer toll. Und ja, es ist auch ein Anlass, die Welt zu, in die Welt zu reisen. Ich war in Japan wegen der Polyglot Conference, auch in New York zum ersten Mal wieder. Wie gesagt, in Ungarn und in diesem Jahr wird die Conference also in, wie sagt man auf Deutsch, Malta auf Englisch?

In Malta, ja.

In Malta ist das, wo ich nie war und das wird irgendwann im Herbst sein und da habe ich jetzt schon einen Grund, nach Malta zu fahren. Das ist auch ein Grund dafür und ja, es macht viel Spaß.

Ich hoffe, dass ich auch mal wieder zu einer Polyglot Conference kann. Ich hatte gehofft, dass sie dieses Jahr in Südamerika ist, weil wir Südamerika noch nicht hatten, aber … Ich werde dieses Jahr nicht nach Europa (fahren). Nächstes Jahr …. Dann ist sie nächstes Jahr bestimmt irgendwo auf einem anderen Kontinent.

Wird sich herausstellen. Ja, wir haben uns auch in, auf einer … in Thessaloniki war es, ich war dort zum ersten Mal wegen der Polyglot Conference und ja, du warst auch, du warst auch dabei.

Das ist auch schon lange her. Ok, das war sehr interessant, Gareth. Vielen Dank für das Interview.

Ich bedanke mich auch.  

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